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Sonntag, 11. Dezember 2011

Serious Sam 3 BFE





Back to the roots - seriously!

Endlich ist es soweit - nach dem zweiten Teil von Sam's Dauerfeuerabenteuern ist nun - 6 Jahre der offizielle Nachfolger "Serious Sam 3 BFE" erschienen, wobei BFE für "Before First Encounter" steht.
Das heißt also, dass die nimmer endende Jagd auf den bisher noch nie gesehenen Erzfeind "Mental" nicht fortgesetzt, sondern ein Prequel nachgeschmissen wird. Aber nicht nur das, sondern die Grafik machte in den Previewvideos erschreckenderweise deutlich, dass Sam "Serious" Stone es doch wieder ernster meint als die Serie zu Beginn vermuten ließ. Ob da der Sam-typische Humor nun dabei drauf geht oder CroTeam nun einen experimentell guten Weg einschlägt?
Come in and find out!



Criticism first

Da ich das Spiel seit ungefähr 5 Minuten durch habe, ist eins ganz deutlich: Enttäuschung und Faszination zugleich. Leider aber überwiegt der Gedanke: "Sie hätten es doch sooooooooooooooviel besser machen können!". Nur eins möchte ich zu Beginn gleich loswerden: gegenüber dem genialen, absolut unangefochten an der Spitze sitzenden zweiten Teil ist nun BFE ein herber Rückschlag - in nahezu allen Dingen. Mögt ihr also Serious Sam FE und SE (mir völlig unerklärlich, warum man unbedingt mit inhaltlich komplett identischen HD-Fassungen offensichtlich auf den Geldgier-Zug mit aufspringen musste - und somit auch nach Serious Sam 2 es hinauszögerte, dass nun ENDLICH eine Fortsetzung kommt) - so findet ihr auch Gefallen an BFE.
Zunächst einmal liegt das an der Grafik, die die Levels in bezaubernder gestochen scharfer Serious Engine 3.5 darstellt (und mit allerlei Feintuningmöglichkeiten bestückt ist). Hier und da zwingt sie schonmal einen guten PC in die Knie - also da lief zumindest Crysis 1 & 2 flüssiger bei mir.
Jedenfalls ist von dem bunten Comiclook aus Teil 2 nichts mehr übrig. In einem Punkte ist das gut: die total bescheuert aussehenden Kamikazebomber aus Teil 2 sehen nun wieder wie das Original aus. Der Sound ist immer noch derselbe - aber leider sind quasi alle Gegnerarten aus den bisherigen Teilen ebenso mit enthalten - vielleicht mit einem neuen Skin. Ansonsten fügten sich lediglich 2 hinzu (zumindest fallen mir die spontan ein): Monsteraffen, die sich an Säulen vor dir verstecken und hinterhältig attackieren oder infizierte Heli's, die wirklich nerven, wenn kein Dach als Schutz verfügbar ist.

Was ganz besonders heraussticht bei der oft gleich bleibenden Grafik (beige, grau & grün wechseln sich hier und da ab) ist das Blut. So hübsch designt spritzt es nur so, wenn Gegner zerteilt werden - es sei denn ihr habt in den Optionen auf "Hippie" (Blümchen) oder auf "Kinder" (bunte Funken) gestellt. Typisch für Serious Sam ist auch der Humor - doch bis auf ein paar (zugegeben gute) One-Liner gibt's aber leider nicht viel. Versteckte Sachen sind meist nur Ausrüstungsitems (die jetzt im ganzen detaillierten Brei nicht untergehen, sondern in den jeweiligen Farben aufleuchten - Muni ist gelb, Rüstung blau, Heilung rot usw.) - aber leider kommt keine mutierte Pflanze oder es gibt auch nicht eine versteckte Orkhochzeit. Viele Zwischenbosse sind später dann nur noch normale Gegner und der letzte Boss ähnelt eher dem aus dem ersten Teil. Weiterhin gibt es nur 12 Levels in Ägypten - und alle sind zwar ziemlich lang, aber beinhalten entweder Höhle / Gruft, Stadt oder Wüste. Sie stechen mittels der Grafik gut hervor - aber sind meistens abseits der Gegner tot.
Items (besonders Heilungströpfchen) sind willkürlich verteilt - sodass sie erstens schwer zu finden sind und zweitens man wirklich die ganze Gegend absuchen muss, bevor man einen Nutzen daraus ziehen kann (weil nur ein Tröpfchen eben nichts bringt).

Oftmals sind sie auch ziemlich weitläufig - ihr braucht ja auch ordentlich Platz zum Ausweichen. Letzteres könnt ihr meist auch bis zum Beginn des Levels machen - Arenen, die dann nach eurem Betreten dicht machen, gibt es kaum.



Serious Sam Reloaded

Was den Kernfaktor betrifft, ist Sam immer noch der alte: er kann alle Waffen gleichzeitig rumtragen, muss sich heilen (und regeneriert nicht automatisch), kann Rüstung aufsammeln, schnell zwischen seiner zuletzt benutzen Knarre zurückswitchen, im Fadenkreuz den Healthstatus des Feindes erkennen, ballert teilweise schier unendliche Massen nieder, kommentiert das auf lustige Weise usw. - nur in einem Punkt ist etwas neu: die Deagle (Revolver-Ersatz - unendl. Schuss) muss genauso wie die normale Pumpgun und das Maschinengewehr nachgeladen werden. So kommt eine taktische Komponente mit rein, die einen nicht im Kampfgeschehen ermüden lässt.

Denn: die Gegner ziehen ordentlich Health ab - und das schon auf "Normal". Auch dieses Mal gibt es viele Schwierigkeitsgrade - von "Tourist" bis hin zu "Mental".

Zwischensequenzen gibt es auch - aber erstens sagen sie meist nicht viel aus und zweitens ist die Animationsbegabtheit der Entwickler ziemlich gering. Sam beherrscht nur 2 Gesichtsausdrücke und 1 Bewegungsart. Ein Wechsel dieser wird meist durch eine Abblende kaschiert, wodurch die Kamera erst um die Ecke wieder zu Sam hinfährt. Nach 10 Jahren Serious Sam sollte sich da mals was geändert haben.

Neu ist aber auch noch ein Armreif, der mittels Elektrolasso mehrere Gegner einfängt und nach kurzer Wartezeit zerplatzen lässt. Okay... aber im wilden Getümmel meist nicht brauchbar. Dieses Feature reiht sich nur normalen Pumpgun, die seit Beginn von Serious Sam für mich die sinnloseste Waffe überhaupt ist. Schade.

Weiterhin gibt es hier und da ein paar Schalter zu schalten, Benzinkanister für ein Auto zu suchen oder ihr müsst mal wieder irgendeine Keycard finden. Besonders die Aufgabe mit den 4 Schlüsseln wurde einmal im Spiel komplett kopiert und wirkt so wie eine Spieldauerstreckung.

Was wirklich gut als Neuerung ist, ist die Tatsache, dass Mister Ernst auch ein paar Finisher drauf hat. Sobald man einigen Standardgegnern nah genug ist, könnt ihr mittels Tastendruck einen Instant-Kill ausführen - und das, obwohl der Feind noch volles Health hat. Das ist jederzeit möglich und somit können den kopflosen Ballermännern die Herzen rausgerissen oder den Kleers der Kopf abgetrennt werden. Einziges Problem: da der Vorgang eure Bewegungsfreiheit abbremst und ein wenig dauert, ist das natürlich bei einer anstürmenden Armee wenig zu empfehlen.

Außerdem gibt es ganz selten mal Munitionskisten für C4 oder den Rocketlauncher, die immer wieder unendlich. Nachschub liefern, was den bevorzugten Einsatz empfiehlt, aber man trotzdem andere Waffen nicht vergessen darf bei manch anstürmendem Gegner. Wer hier also nur auf seinen Raketenwerfer vertraut, fällt schnell auf den Trick der scheinbaren Gutherzigkeit der Entwickler rein.
Übrigens: die Waffen sind wie in FE und SE immer noch dieselben. Nur Armreif und Vorschlaghammer sind hier neu, ansonsten kennt man die geliebte Gatling, die nette Elektroknarre (fällt hier zum Sonderling ab) und natürlich das heilige Kanonenrohr.

Aber gucken wir uns das doch mal im Vergleich mit Serious Sam 2 an. Was hat dieser grandiose Teil nun alles besser gemacht?



Serious Sam 2 FTW!

Serious Sam 2 hatte:

  • eine umfangreiche Story mit vielen lustigen vorgerenderten Zwischensequenzen, die entweder die albernen "Kleer"-Skelette runtermachten oder irgendetwas anderes parodierten - und sie hatten viel Inhalt und keine 5-Sekunden-Spieldauer
  • es gab 5 Welten (wenn ich mich recht erinnere) mit jeweils 5 Endbossen, die dank unterschiedlichstem Weltsetting auch noch komplett anders ausfielen
  • es gab Fahrzeuge, in die Sam einsteigen und für noch mehr Krach sorgen konnte
  • die bunte Grafik, die auch noch wahnsinnig viele neue Gegner und neue Waffenmodels mit brachte und dazu noch gut das Ambiente der Welt schick untermalte, war perfekt für so einen Fun-Shooter
  • überall gab es kleine Entdeckungen und so gut wie immer sorgten sie für einen Lacher oder zumindest ein Schmunzeln - es machte Spaß ALLES zu finden, was die Entwickler so einbauten
  • der Umfang dieses Ablegers war verhältnismäßig lang


Serious Sam 3 BFE hat:
  • eine lahme Story mit zu ernsten & wenigen Cutscenes
  • es gibt 1 Welt mit 12 Levels - und Gegner, die man eh schon kennt, einziger Unterschied: sie sehen schicker aus
  • die Grafik ist wirklich hübsch, allerdings gibt es wenig Bewunderungs-Highlights - die Gegner sind's eher, aber die ballert man eh von weiter weg über'n Haufen
  • Fahrzeuge gibt es nicht
  • wenig Jokes - und keine lustigen Secrets
  • Umfang ist Durchschnitt
  • einziger Pluspunkt: der Lokal-Coop-Modus für bis zu vier Spieler ist wieder zurück und ihr könnt somit die komplette Kampagne gemeinsam durchspielen



Fazit:
Da ich ein ziemlicher Serious Sam Fan bin, war ich umso enttäuschter, dass nach 7 Stunden der "Spaß" vorbei ist - aber nicht nur die Spieldauer, sondern auch das was mir währenddessen geboten wurde ist im Vergleich zum Vorzeigekönig "Serious Sam 2" (Verdammt! Was hat sich CroTeam bei dieser Designkastration nur gedacht?) ein herber Rückschlag.
Es spielt sich alles wie FE und SE - ein mitunter fast schon eintöniges Geballer, was zwar durch taktische Komponente (Nachladen) und der wirklich hübschen Grafik gut aufgepeppelt wird, aber dank der nicht vorhandenen Story, dem Status "Wir erzählen jetzt mal 'n Prequel - und scheißen darauf die Geschichte weiterzuspinnen", den gleichen Waffen & den gleichen Gegnern widerrum enttäuscht.
Warum wurden die vielfältigen Levels, die bunte dem Humor zuträgliche Grafik, die vielen witzigen Secrets, der große Umfang, die lustigen Cutscenes und Fahrzeuge einfach gestrichen? Warum wird mir ein fast schon standardartiger Shooter unterbreitet?
Ich bin echt fassungslos.
Das einzige, was den Kaufpreis von ca. 30 € rechtfertigt, ist der Lokal-COOP-Modus... irgendwie traurig.

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