Google+ Games ... aaand other accidents: Botanicula

Freitag, 11. Mai 2012

Botanicula




Juchu!

Amanita Design ist seit ihrem letzten zauberhaften Spielewerk "Machinarium" (2009 - aber vor allem durch Klassiker wie "Samarost 1 & 2" als Browsergames bekannt geworden) wieder zurück auf der Bildfläche. Wieder mal ganz auf Adobe's Flash-"Engine" gesetzt und erneut auch eher die Suche danach die richtigen HotSpots anzuklicken bzw. mit ihnen dynamisch zu interagieren.

Ohne Sprachausgabe, ohne Texte und (fast) ohne Inventar kommt das Spiel aus - und weiß sich auf ganz natürlich verspieltem Wege in die Herzen der Adventure-Freunde einzunisten.

Botanicula kann man so gesehen gar nicht würdigend in passende Worte fassen, um die Schönheit dessen zu beschreiben was man in den ca. 4-5 Stunden Spielspaß so erlebt. Die ca. 8 € auf Steam ist's auf jeden Fall wert. Wer sogar darauf besteht, kann für 20 € die Limited Edition inklusive Poster, Soundtrack und Handbuch bei Amazon erstehen.

Zur Story: Alles Leben in der Natur beginnt mit einem kleinen Samen, der eingegraben in fruchtiger Erde langsam und geduldig zu einem Bäumchen heran gedeiht. Die dort widerrum an den Spitzen heranwachsenden Samen sind kurz davor zu Boden zu fallen und wieder für exponentiell mehr Leben zu sorgen. Doch dann das Unerwartete: ein ekelhaft schwarzknolliges Spinnenviech mit langen dürren Beinchen krabbelt die Stamm hinauf und saugt den Samen die Fruchtbarkeit / Energie ab... aber bevor es das letzte Korn erreicht, entwischt es ihm, fällt zu Boden und landet vor den Füßen unseres Helden... einer... sagen wir "Samenschale". Dieser mit seinen putzigen und vor Entschlossenheit strahlenden Augen schnappt sich das leuchtende Gut und flüchtet - mitsamt seiner herbeieilenden Baumwesen-Freunde. Zu fünft geht es fortan durch eine unglaublich detailliert und liebevoll gestaltete Naturwelt im Miniaturformat - ihr trefft auf sonderbare Wesen, grast den Bildschirm nach verborgenen anklickbaren Details ab und switcht zwischen mehreren Panelen hin und her, um dem nächsten "Rätsel" auf die Schliche zu kommen.

Allein audiotechnisch hat das Abenteuer eine Auszeichnung verdient. Melancholie? Niedrig dosiert - anders als das leicht depressiv angehauchte "Machinarium" (ich hab's zumindest so in Erinnerung) strahlt das Spiel hier Lebensfreude und Liebe aus.
Die fünf Baumwesen zeigen Verspieltheit, erfreuen sich gerne mit einem total niedlich klingenden "Juchu" zur aktuellen Situation, zeigen Panik oder einfach nur gute Laune. Ich für meinen Teil - und ich geb's zu - musste vor lauter Glück mal eine Träne vergießen. So sehr nahm mich das Spiel ein - und mir wurde bewusst, dass ich es genau in der perfekten Auszeit inmitten all des nervlich belastenden Prüfungsstress' einsetzte.
Damit ihr euch mal einen Eindruck vom Soundtrack verschaffen könnt, besucht diese Seite und spielt einfach mal den ersten Track ab...

Aber zum Gameplay selbst: eure einzige Input-Hardware ist die Maus. Damit dirigiert ihr entweder die 5 Freunde (immer gemeinsam als Gruppe) von Screen zu Screen - ein oder mehrere Pfeile zeigen die möglichen Ausgänge auf. Eine Karte - wunderschön, obgleich absichtlich nicht super detailliert, auf einem Blatt mitgekritzelt - ist jederzeit zur Orientierung abrufbar.
Rätsel als "Rätsel" zu bezeichnen, wäre ein wenig übertrieben - ihr sucht meist die Screens nach anklickbaren Objekten an, drag't mal hier etwas, sammelt dort etwas ein oder platziert Trampoline mit ein wenig Kreativität und Trial & Error so, dass ihr zum Ziel gelangt. Das Game lässt euch hier und da auch mal Filmchen genießen, die aber in Spielegrafik ablaufen - und entlässt euch anschließend in die nächste Abschnittswelt, in der ihr nicht wieder zurückkehren könnt und in mehreren Bildschirmen meist eine gewisse Anzahl an Dingen (Hühnerwesen, Schlüssel oder besondere Zeichen) sammeln müsst ehe es weiter geht. Das Prinzip wirkt gegen Ende des Spiels ein wenig ausgelutscht, aber übel nehmen kann man es Botanicula nicht - immerhin weiß man nicht was für abgefahrene Wesen und Ereignisse einem hinter dem nächsten Screen erwarten.

So seid ihr einmal in einem Dorfhäuschen zu einem verrückten buckligen Wissenschaftler gelangt, der seinen eigenen Frankenstein als Spielgefährten zum Leben erwecken will. Lustiges Kichern inklusive. Allgemein sind die Töne und (wie simlisch) undeutliche Sprache so putzig und kauderwelschisch, dass man nicht anders kann als daherzugrinsen.

Ich rate nur jeden, der Point- & Clickadventuregames mag dieses Spiel zu erwerben und das kleine noch nichtmal zweistellige Entwicklerteam zu unterstützen. Amanita Design kreiert Spiele mit Herz, die ein unvergessliches Erlebnis bieten - audiovisuell überragende Meisterkunst!



Fazit:
Ich ging mit überhaupt keinem Hintergrundwissen und Erwartungen an dieses Spiel heran und schäme mich eigentlich hinterher ein bisschen... es hat mich in den ersten Minuten sofort eingenommen - ich wusste, dass ich die kleinen Helden bis zur letzten Minute begleiten würde und mit ihnen mitfühle. Spiele müssen nicht vor Modernität glänzen, sondern überzeugen dann, wenn sie Liebe ausstrahlen - Liebe, die in sie investiert wurde.
Ein ganz großes Kino inmitten einer kleinen Märchenwelt.

1 Kommentar:

  1. ..wird ausprobiert! Wäre wieder mal komplett an mir vorbei gegangen, Danke! :)

    AntwortenLöschen