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Freitag, 18. Mai 2012

Binary Domain




Unerwartet gutes Popcorn-Action-Kino

Binary Domain, ein Name, bei dem IT-fachkundige Personen jetzt denken könnten es hätte was mit dem Domain Name System zu tun, ist der (nicht mehr ganz so neue) 3rd-Person Shooter von Entwickler SEGA. Jepp... nicht als Publisher funktioniert der alteingesessene Großkonzern, sondern tatsächlich als Developer. Ausgedacht hat sich die Grundidee aber Produzent "Toshihiro Nagoshi", der kluge Kopf, der hinter der Yakuza-Reihe steckt.

Das Spiel wurde von mir auf dem PC getestet. PC? Ungewöhnlich, da bisher keine Yakuza-Titel für unsere Lieblings"plattform" erschienen. Dieses Spiel hatte auch ca. im März 2012 seinen Ursprung auf den Konsolen und wurde erst mithilfe von "Devil's Details" einen Monat später auf den PC geschifft. Auf Steam gibt's das Ding für ca. 40 €.

Die Geschichte spielt sich in einer "nah" entfernten Zukunft im Jahre 2080 ab, in dem sogenannte "Seelenlose", also Roboter nur als Menschen verkleidet, inmitten von Menschen entdeckt werden. Diese "Terminatoren" sehen aus und denken wie wir - niemand wusste davon bis sich einer vor dem Bergen-Konzern umbrachte. Die Menschheit war geschockt. Und eine alte Tatsache fiel der Regierung wieder ein: der Amada-Konzern war damals der Entwickler erster wirklich weit entwickelter Roboter - bis Bergen sich die Idee geklaut und selbst vermarktet hatte.
Amada ging unter... und wird nun von Bergen und der Regierung als Schuldigen bezeichnet. Die Regierung schickt eine Sondereinsatzkommandotruppe, in der ihr seid. Yankees, die ein futuristisches Tokyo infiltrieren, um der Sache mit Amada auf den Grund zu gehen...

Die Story ist dabei nicht nur von Grund auf interessant, sondern wird in unsäglich vielen Zwischensequenzen weiter erzählt. Da bereits Yakuza-Spiele immer authentische und spannende Geschichten erzählten, war ich gespannt - aber erwartete im Grunde genommen nichts Großartiges. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.



Call me survivor!

Euer Team ist anfangs noch ganz klein: so steuert ihr im gesamten Spiel stets Dan, auch genannt "Survivor" und habt Big Boateng (kurz: Bo') an eurer Seite. Schnell merkt man, dass sich das Spiel selbst recht locker nimmt und die deutsche Synchronisation zwar nicht perfekt ist, aber passt und sich so gut wie nie negativ bemerkt macht. Einige Stimmen passen auch ausgezeichnet wie der von Faye. Dieses Mädel, eine andere Dame und einen Teamleader trefft ihr am Ende des ersten Kapitels - diese Briten gesellen sich noch zu euch und fortan seid ihr meist zu fünft unterwegs.
Steuern tut ihr aber immer nur Dan - und könnt aber den anderen 4 Befehle geben. Darunter "Rückzug" oder "Sperrfeuer". Interessant ist es zunächst, dass das Spiel euch auch die Möglichkeit gibt es mit eigener Sprache umzusetzen - und erläutert es sogar im in die Story eingebundenen Tutorial.
Nur doof, dass ich diese Funktion so schnell wie möglich wieder gegen eine Tastatureingabe umtauschte.
Neugierig war ich zunächst und da meine teure Logitech Webcam Pro 9000 ein schon unter Freunden als gut befundenes Mic besitzt, probierte ich's direkt mal aus. In den Optionen kann man die Erkennungsgrenze (je nachdem müsst ihr lauter sprechen) einstellen und Beispielwörter testen.
Keins davon - wirklich KEIN EINZIGES - wurde dabei vom Computer erkannt. Ich probierte es in verschiedenen Lautstärken, Aussprachen und auch in Schnelligkeit und verbrachte bestimmt eine Viertelstunde damit. Lustig war es aber, dass "andere Wörter" dabei erkannt wurden. Welches, wurde mir aber nicht mitgeteilt. Vor allen Dingen variieren die Wörter nicht großartig und sind auch nicht schwer: Dinge wie "Yep" oder "HALT!" sollte es der Spracherkennung nicht zu schwierig machen das zu erkennen. Naja. Mal weiterspielen.

Das Spielprinzip kennt man schon aus "Gears of War" - man steuert den Protagonisten durch's Level, schießt haufenweise Blechbüchsen über den Haufen, welche leider zu oft ein typisches Robotermodell enthalten, aber nur ein einziges Mal wie echte Menschen aussehen. Offensichtliche Deckungsmöglichkeiten gibt es auch überall - wer zu oft angeschossen wird, fliegt zu Boden. Entweder man ruft jemanden, der einen heilt - oder man tut's einfach selbst. 3x Health kann man maximal mit sich heraumschleppen. Kommt niemand rechtzeitig, stirbt man. Checkpoints gibt's aber zuhauf und realistisch verteilt. Heilen tut man sich übrigens auch von alleine.
Kommen wir aber zu den Teambefehlen zurück: das Besondere, was BD beinhalten sollte, ist, dass ihr Einfluss auf eure Teamstimmung nehmen könnt. Hier und da fragen euch Teammembers was ihr hier und davon haltet - mögliche Antworten werden eingeblendet, ihr könnt aber auch die Klappe halten. Das wirkt sich dann beispielsweise negativ aus - wer zu oft Scheiße baut, die Truppe ins Verderben stürzt oder Friendly Fire toll findet, hat später sich verweigernde Teamkameraden. Da nützt es dann auch nix mehr der Chief zu sein.
Es gibt da aber zwei Probleme:
  1. Eure Antwortmöglichkeiten werden oftmals mit "Yep", "Niemals", "Warte" oder irgendeinen anderen Müll dargestellt. Bei komplexeren Fragestellungen, bei denen man andere Multiple Choice Optionen erwartet, wird's dann schwierig zeitlich rasch die Dinger zu entschlüsseln und das Richtige auszuwählen... man weiß auch gar nicht was man da genau gesagt hat, wenn das Gegenüber das auf einmal nicht so doll findet... das Moralsystem ist also ziemlich rudimentär
  2. Eure Teamleute rennen oftmals und gerne OHNE Befehl nach vorne und DIREKT in eure Schusslaufbahn rein - und das ist gern auch nicht absehbar, da sie wild herumhuschen können... und SCHWUPPS - ertönt ein "AARGH - Dan, pass doch auf!" =D


Einmal durch sein reicht

Im Prinzip geht es in Dauerschleife nur um's Blechbüchenumgeballer - ob Ninjabots, Schildträger, fette Gatlingträger oder fliegende Streitkräfte - auch ohne Teammanagement ist das Spiel absolvierbar. Und das sogar mit jede Menge mehr Spaß als sich um ein überflüssiges Spielelement zu kümmern. Fakt ist, dass ihr nur eine Hauptwaffe (nicht austauschbar), eine Pistole mit unendlich Schuss, Granaten (je nachdem was aufgehoben wurde) und eine Sekundärwaffe (austauschbar) wählen könnt. Die Hauptwaffe könnt ihr in hier und da mal zufällig herumstehenden Shops im Austausch gegen verdiente Punkte (Headshots, einfaches Gegnereliminieren, etc.) aufwerten könnt. Genauso wie die Waffe der anderen Mitglieder, was aber meistens Wurscht ist - kümmert euch zunächst um euch selbst ^__^ .
Auch lassen sich andere Gebrauchsgegenstände im Shop kaufen - wie bspw. Nanoimplantate. Die sind aber komplett überflüssig, da sie hier und da nur +10% Health geben. Nach dem zweiten Kapitel hab ich ganz vergessen, dass es diese Option gibt und sie auch nicht mehr benötigt. Mit Headshotgeballer ging's gut voran, obwohl die Steuerung zunächst gewöhnungsbedürftig empfindlich war.

Da das Spiel aber gekonnt zwischen ruhigen Passagen, actionreichen Überdosen und einigen krassen und sehr gut inszenierten Endgegnern wechselt... auch coole from-cutscene-back-to-game-Wechsel und selten, aber gut platzierten QuickActions enthält, macht es ANDAUERND Spaß.
Rätsel gibt's nich' - dafür aber immer wieder gute Storyhäppchen, bei denen ihr gemütlich mehrere spannende Minuten genießen könnt. Teilweise besser als ein Film - aber die Coolness und manche Posen (besonders die, wo sie kurz vorm Kampf am Ende der Szene ihre Waffen in die Kamera halten und fies drein gucken) erinnern doch stark an fernöstliche Ursprünge. Typisch japanisch, nicht wahr?
Aber es funktioniert trotzdem.
Da aber der Multiplayer von mir ungetestet bleibt und es den Anschein hat, dass es KEINEN COOP-Mode gibt (zumindest nicht offline), konzentriert sich das Game ganz klar auf den Solomodus.

Nach ca. 8-10 Stunden ist der vorbei - war dafür aber knackig und super unterhaltend. Sowas hab' ich in letzter Zeit selten gehabt und kann das Spiel nur empfehlen. Zumindest, wenn's auf 20 € runter gegangen ist.



Fazit:
Binary Domain ist KEIN Taktik-Shooter und lebt auch NICHT durch seine vermurkste Sprachsteuerung. Grundsolides Dauerballern, was aber Spaß macht, im Gewand eines Gears of War-Klons. Was macht es denn dann besonders?
Die unglaublich toll erzählte und spannende Geschichte, die es mit vielen filmreifen Zwischensequenzen versteht den Spieler stets an der Stange zu halten und gut designte Endbosskämpfe.
Das Korsett dazwischen - Ballern und Waffen aufwerten macht Spaß, hat man aber hier und da schon mal gesehen. Nur sauber programmiert und portiert wurde das Spiel - und unterhält genau aus diesem Grunde, wo andere vergleichbare Kandidaten versagen.
Tipp: warten auf 50% Preisnachlass - dann Zuschlagen, auf jeden Fall!

PS: Ja, es gibt ein Happy End - und eine Grundlage für Teil 2 auch.

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