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Mittwoch, 17. August 2011

Bastion




The Kid

Ganz unerwartet kommt am Ende des Sommerlochs doch noch ein wirklich äußerst gelungener Hit auf Fans von Diablo & Co-Hack'n'Slay zu. "Bastion" heißt der verblüffende von der Größe knapp auf eine CD passende Steam-Titel, der ein süchtig-machendes Spielprinzip mit sehr guten Ideen in hübscher 2D-Comicgrafik auf die Spieler loslässt.
Worum geht's?
Unsere Welt, wie wir sie kennen, gibt es nach der sogenannten "Katastrophe" nicht mehr: sie ist in einzelne fliegende Inseln zerstückelt worden und nun gilt es als "The Kid" (der richtige Name ist nicht bekannt & der Junge, den ihr steuert, spricht auch nie einen Ton) das Ganze wieder gerade zu biegen. Dazu gelangt ihr nach einem wirklich gelungenem Tutorial, das euch die verschiedensten Angriffsarten + Waffen samt Inventar und sonstige Verwaltung der Dinge in gewissen Läden zur titelgebenden "Bastion". Sie ist quasi die Arche Noah - das Mutterschiff, was alles wieder gerade biegen kann. Nur braucht es noch ein paar Artefakte - und die müsst ihr auf euren Reisen finden.



Immer feste drauf!

Das Coole an dem gesamten Spiel ist der Erzähler. Seine Stimme ist im englischen Original eine echte Krönung - so cool wie diese war noch nie eine. Der Erzähler (man kann sich übrigens mit ihm auch persönlich auf der Bastion unterhalten - er ist nämlich Kid's bester Freund) kommentiert quasi alles was im Spiel passiert. Und zwar live. Auch, wenn man mal wild irgendwelche zerbrechlichen Objekte zerkloppt. Oder er erzählt die Geschichte weiter. Stets hat er einen lockeren Spruch oder irgendetwas Witziges auf Lager. Nie wirkt er störend. Dieser Fakt neben der lockeren Spielbarkeit machen das Spiel zum Erlebnis. Ihr steuert Kid gewohnt mit WASD, bestimmt aber die Schlagrichtung mit der Maus. Genauso wählt ihr auch in Shops euer Inventar aus, kauft Sachen ein, etc. Rätsel gibt es nicht, dafür aber jede Menge Ungeziefer: von stationären Türmen über fliegende Geister, hüpfende Froschwesen und so weiter gibt es viele Feinde, die zwar gern bestimmte Waffen erfordern, sich aber quasi so gut wie mit allem zerhauen lassen. Das Gegnerdesign ist dabei interessant und individuell, aber nicht herausragend: Drachentürmchen, wo Feuer rauskommt oder fliegende Geister bzw. Ninjakrieger kennt man ja bereits. Wobei eher das Design der einzelnen Levels genial ist: quietschbunt und immer wie in einem Märchen wirkt alles. Es gibt keine offene Welt, nur einzelne Levels, die ihr von der Bastion (diese fliegende Insel ist auch gleichzeitig euer Reisemobil - ihr müsst es nicht selbst steuern) aus erreichen könnt. Und das mittels Übersichtskarte. Von dort aus kann man auch Trainingslevels anstarten, die euch die Wirkungsweise bestimmter Waffen näher bringen und auch Belohnungen bieten falls man sie schnell absolviert.
Belohnungen sind meist Baumaterialien, die für bestimmte Waffen sind und sie durch zusätzliches Geld beim Schmied verbessern. Wobei eine Aufbesserung zwischen 2 Arten ausgewählt werden muss: wird meine nächste Verbesserung mehr Schaden anrichten oder mich schneller nachladen lassen? Dabei kann man später beliebig umwechseln.

Weiterhin gibt es noch einen Schrein, der die Gegner auf Wunsch stärker werden lässt, wobei sie aber mehr EXP bringen, was pro Stufe euch zusätzliche Tränke einsetzen lässt, die euch dauerhaft stärker werden oder ganz einfach nach einem eigentlichen Tod doch noch weiterleben lassen.
Dann gibt es noch einen Erfolgsraum, der quasi kleine Miniziele (z.B. "Beweise, dass du mit dem Bogen umgehen kannst!" = Training mit dem Bogen absolvieren) angibt, dessen Erfüllungen Bonuskohle gibt. Sehr wichtig für die Waffenaufwertungen. Jedenfalls trägt Kid immer 2 Waffen + 1 Spezialangriff. Alles könnt ihr auswählen, aber nur in Waffenläden! Entweder der kräftige, aber langsame Hammer oder doch lieber die schnelle Samuraiklinge? Und was dazu? Den langsamen starken Bogen oder das heftige Repetiergewehr? Oder doch die Bazooka? Nach und nach bekommt ihr alle Waffen freigeschaltet. Ganz automatisch. Wer damit direkt beginnen will, muss erst nach einmaligem Durchspielen den "New Game Plus"-Modus freischalten, der euch alle Fortschritte bei behalten lässt.

Noch was zu den Welten: pro Schritt setzt sich jeder Level Stück für Stück zusammen. Es gibt auch viele Abgründe, sodass man jederzeit dran erinnert wird wie zerstückelt diese Welt eigentlich ist. Wer runterfällt, kommt wieder, erlangt aber ein wenig Schaden. Als Strafe. Der Schwierigkeitsgrad ist relativ einfach, aber wird heftiger zum Schluss. Wer noch die zusätzlichen Traumsequenzen mit heftigen Gegnerwellen schafft (für sehr viel Geld), hat Respekt verdient. Wem das immer noch nicht reicht, der kann ja zusätzlich im Schrein den Schwierigkeitsgrad höher schrauben.

Was mir weiterhin aufgefallen ist: ihr findet nach und nach neue Gefährten, die aber wie die Story leider nie in Fahrt kommen oder sich irgendwie einbringen. Das Mädchen bringt keine Love-Story, der Verräter ist nicht so richtig verräterisch, die Story undurchsichtig und irgendwie auch mit seinen wenigen Standbildchen saublöd und verwirrend erzählt. Am ehesten bringt der Erzähler Spaß oder das Spielprinzip an sich: schließlich kann man fast die ganze Levelarchitektur auseinander nehmen. Die Waffen bringen einen Heidengaudi - aber nicht die Story. Zwar kann man zum Ende hin sogar zwischen 2 Enden entscheiden, aber ein unbefriedigender Nachgeschmack blieb. Leider.



Sonstiges:
  • isometrische unveränderbare Kamera mit kompletter detailverliebter 2D-Optik
  • einen echten Endboss gibt es leider nicht
  • das Spiel ist ziemlich lang für ein Indiegame (8 Stunden)


Fazit:
Bastion ist ein wahrer Geheimtipp! Unheimlich süchtig machendes Spielprinzip ala Diablo. Nur verdammt nochmal besser und mit seinen 8 Stunden zwar unterhaltend, aber es hätte ruhig länger und länger und länger und länger und länger und länger und länger und länger und länger sein können. 14€ ist der Kaufpreis hoch, aber jeden Cent wert. Die Waffenarten, die vielen Upgrademöglichkeiten, die schicken 2D-Comic-Welten mit Animé-Touch - der Charme des verdammt ultracoolen Erzählers ist unvergesslich.
Was verbessert werden muss: das Storytelling - weniger Verwirrung, mehr bewegliche Cutscenes. Aber im Indiebereich ist das im Erstlingswerk natürlich noch dicke zu verschmerzen. Schließlich haben die Entwickler Größeres geleistet als so mancher namhafte Hersteller.
Ich will Nachschlag - neben "DeathSpank" ist auch dies ein Spiel, das man sich unbedingt merken muss - ganz sicher!

    1 Kommentar:

    1. Bastion ist wirklich ein sehr gutes Indie Spiel, habs selbst vom Indie-HumbleBundle gekauft und es macht wirklich laune. Habs leider noch nicht durch, da ich nicht so viel Zeit habe, spiel es aber sehr gerne!

      mfg
      Hauke

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