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Sonntag, 28. August 2011

Stacking (PS3)




Matrojschkas ahoi!

Sagt euch das unsterblich geniale und meiner Meinung nach beste PC-Spiel aller Zeiten "Psychonauts" etwas? Oder vielleicht "Costume Quest"? Und wie schauts mit "Brütal Legend" aus?
Zumindest ist Kennern von Konsolen- und PC-Spielen hoffentlich zumindest einer dieser Titel ein Begriff. Denn, wenn ja, wissen sie: es sind sehr ideenreiche und interessante Spiele. Spiele mit Humor, einer pfeffrigen & begeisternden Andersartigkeit - Spiele, die begeistern & bereichern. Spiele.... aus der Feder vom Ideen-aus-Gold-Quell namens Tim Schafer.
Er hat damals bei Lucas Arts vor allem an berühmten Titeln wie "Monkey Island 1 & 2" oder "Day of the Tentacle", "Grim Fandango" und "Full Throttle" als leitender Adventure-Programmierer mitgewirkt. Ron Gilbert (Macher von "Death Spank") war damals sein Kollege und ist noch heute immer sein Kumpel. Also 2 geniale Spieleentwickler kennen sich und machen heute noch tolle Sachen.
Leider leider leider haben sich Schafer's krasse Ideen nicht so gut verkauft. Vielleicht scheut der gängige Otto-Normal-Zocker seinen Stil und kurvt lieber lässig ein paar Kurven in NFS Bla oder verdingt sich die Zeit in einer soliden Runde CoD. Es ist schwer für Alternativität in der Zockerbranche - also macht "Double Fine", also Herrn Schafer's Firma, erstmal ein bisschen Entertainment im Playstation Network - da ist's ja bekanntlich lukrativer Geld einzutreiben - immerhin spart man sich die Ausgaben für physische Datenträger.

Jedenfalls ist "Stacking" im PSN nach "Costume Quest" ihr zweites Werk - von Februar 2011.
In Stacking geht es um russische Matrjoschka-Figuren. Jeder kennt sie: eine große Holzfigur beinhaltet in ihrem "Bauch" eine kleinere Holzfigurausgabe, die widerrum eine kleinere in sich trägt, die widerrum eine kleinere in sich trägt, die widerrum eine kleinere in sich trägt, die widerrum eine kleinere in sich trägt, die widerrum eine kleinere in sich trägt...
Und genau so eine bzw. mehrere spielt man.
Die Geschichte handelt von einer armen Familie (Vater, Mutter, 3 Söhne), die wegen ein paar ungünstigen Gegebenheit vom fiesen Staat zur Zwangsarbeit verknackt werden. Der fiese Baron steckt dahinter und den gilt es zu stürzen. Denn: der kleinste der Familie bleibt übrig, da er solch schwere Arbeit nicht lösen kann und keinen Nutzen darstellt. Und diesen "Charlie Blackmore" spielt ihr jetzt.



Von Kapriolen, Herausforderungen & Identitätsergreifung

Das Spielprinzip von Stacking ist ganz klar auf gute humorige Unterhaltung & Rätsel aufgelegt. Ihr könnt weder sterben, noch habt ihr irgendwo unmenschliche Zeitlimits oder Munitionsvorrat - stets im Hintergrund laufende gute klassische Musik unterstreichen diese Tatsache.
Mit eurer kleinen Holzfigur könnt ihr lediglich laufen - eine Standardaktion kann der kleine Charlie leider nicht. Sobald ihr aber hinter der euch nächstgrößeren Figur steht, könnt ihr in sie hineinschlüpfen. Aber NUR, wenn ihr hinter ihr steht, also sie euch nicht anschaut. Manche schauen euch die ganze Zeit an, da sie erst später verfügbar sein dürfen oder die Entwickler einfach nicht wollten, dass ihr sie euch schnappt.
Jedenfalls seid ihr dann in dieser Figur und könnt die Spezialfähigkeit der Figur einsetzen. Der eine boxt mit einem Kinnhaken zu, der andere lässt einen fahren, die nette Dame trinkt Tee, wobei der Schaffner wie eine Lok mit Dampf aus dem Hut so live-tschucka-tschucka durch die Gegend fährt. Allein die vielen einzigartigen Fähigkeiten der Figuren auszutesten, macht schon eine Riesenlaune. Übrigens sind die Fähigkeiten in Interaktion mit anderen auch nützlich, denn: wer die Bonusaufgaben, sogenannte "Kapriolen" löst, erhält später Trophäen. Also für euer PSN-Konto. Die Aufgaben beinhalten etwa "5x jemanden auf den Kopf hauen", "3 Figuren anmalen", "3 Tierfiguren ineinander stapeln" usw.
Auf Wunsch steigt ihr wieder aus der Figur heraus. Wichtig sind folgende Sachen: welche Figur nehme ich mit (denn es gibt zwar Duplikate der Standardfiguren, aber die Laufwege von Einzigartiger sammelbarer Figur zur anderen sind mitunter leider recht lang)? Und: welche Größe hat meine Zielwunschfigur? Genau eine drunter muss man dann haben, sodass man öfters in uninteressante Figuren hereinspringt.

Jeder Level, in dem man sich befindet, ist eine Mini-Open-World. Es gibt einen Bahnhof (zentraler Standort), ein Luxusschiff, ein Zeppelin & eine Dampflok - allein schon diese recht ungewöhnlichen Orte im Vergleich zu anderen Spielen sind toll umgesetzt worden. Überall kommt man hin, es gibt viel zu entdecken - hier und da sind Durchgänge, dort ist wieder eine Spezialfigur und mit denen (und anderen in oder ohne Kombination) kann sich an die Hauptaufgaben jeden Levels machen: seine Familienmitglieder befreien. Dazu gibt es Unteraufgaben, sogenannte Herausforderungen. Sie sind zentraler Bestandteil des Spiels und stellen die Knobelaufgaben dar. Sobald das Szenario gelöst ist, lässt sich aber danach noch nach weiteren möglichen Lösungen für das Problem herausfinden. Die Aufgabe ist storytechnisch gelöst, aber für 100% Trophy noch nicht. Für jedes Problem gibt es also mehrere Lösungen - ob ich per Rattenfänger die Mäuse ins Museum zum Riesenkäse locke und somit die Ausstellung schließen lasse oder zur Mumie gelange und sie nutze, um die Besucher zu erschrecken, bleibt mir überlassen.
Wer hier nicht weiter kommt, kann die integrierte Lösung nutzen: jede Lösungsmöglichkeit enthält 3 Tipps. Man schaltet einen frei und muss dann ein paar Sekunden warten bis man den nächsten freischalten kann. Eine Strafe oder einen Abzug für die Nutzung gibt es nicht. Der erste Tipp ist ein Ansatz, der zweite ziemlich deutlich, der dritte die Lösung. Cool gemacht.
Dargestellt wird die Story auch interessant: eine Bühne mit aufgehendem Vorhang stellt immer eine Szene dar - sobald die Figur sich wild bewegt, spricht sie, man hört aber nichts, da alles Charlie Chaplin-like wie in einem Stummfilm ist: nach Bewegen wird zu einem reinen Textbild gewechselt, in dem das eben Gesprochene dasteht. Es gibt keine Sprachausgabe (was auch oft der Fall in PSN-Games ist), was aber klug & stimmig gelöst wurde. Das Ganze wirkt wie in den üblichen LEGO-Spielen: lustige Murmeleien und Bewegungen gehören hier zum Alltag. Nur ist hier der Humor netter.




Sonstiges:
  • der in mehreren Etappen ablaufende Endkampf ist eindrucksvoll & stimmig - bleibt also im Gedächtnis (meiner Meinung nach eine schwierige Herausforderung sowas in einem Rätselspiel auf spannende Weise umzusetzen) 


Fazit:
Stacking ist allein vom Setting mit den Matrjoschkas eine Idee, die es bisher noch in keinem PC-Spiel gab. Aber sowas ist man den genialen Köpfen von Double Fine gewohnt. Mehr Rätsel und Spaß, also insgesamt ein ruhiges Spiel - weniger Action, kein Zeit- oder Überlebensdruck. Es macht Spaß die verschiedenen Figürchen und Funktionen auszuprobieren oder auf des Rätsels Lösung zu kommen, die durch Reden mit anderen Figuren oder einem genaueren Blick auf die Umwelt meist klar wird.
Samt der stimmigen individuellen Idee, dem LEGO-ähnlichen sympathischen Humor, dem geringen Preis (8€ + 4€ für ein Addon mit einer kleinen Zusatzwelt und Zusatzabenteuern, die zwar gut, aber für den Preis ein klitzekleines Bisschen zu teuer sind) & dem Adventurefaktor ist es für alle Freunde des Denksportes auf jeden Fall einen Blick wert. Mir hat's viel Spaß gemacht - auch wenn die Story für die Katz ist.
Ein besonderes Lob gilt nochmals Tim Schafer und seiner Crew - (double) Fine gemacht! Wie immer. :)

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