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Donnerstag, 25. August 2011

Haunted



Deck 13

Jetzt ist es wieder soweit! Ein neues Adventure der netten Entwickler von Deck 13, einem deutschen Spieleunternehmen aus Frankfurt am Main, ist wieder da. Deck 13 sagt euch nichts?
Noch nichts von der "Ankh"-Reihe oder "Jack Keane" gehört? Dann wohl auch nicht von "Black Sails". Vielleicht aber von "Venetica", dem total missglückten Versuch ein Rollenspiel auf die Beine zu stellen, das von vorne bis hinten komplett schrecklich aussah und dazu sich noch vielzu trocken spielte.
Näää... das können die doch besser! Immerhin haben die gute "Point- & Clickadventures" abgeliefert. Dazu immer mit prominenten Sprechern. Nur... was läuft nach dem 2009 erschienen "Venetica" hier nun wieder schief? Und was nicht?



Vom Herumgeistern...

In "Haunted" erlebt der Spieler - wie bei Ankh oder Jack Keane typisch - ein waschechtes P&C-Adventure, welches zwar in 3D-Grafik gehalten wurde, aber sich ausschließlich mit Maus steuern lässt. Die Kamera verfolgt das Geschehen sobald man den Protagonisten durch die Gegend schickt. Wie bei modernen Adventures üblich gibt es integrierte Hilfsfunktion, eine HotSpotanzeige und auch nur den einfachen Linksklick, der alle Aktionen vollführen lässt. Ein durch gedrücktes Linksklicken oder durch Rechtsklick aktivierbares Untermenü mit mehr Aktionen wie "Untersuchen" bzw. "Sprechen" gibt es hier nicht. Alles ist ganz einfach. Ebenso wie die Rätsel. Gut: die Hilfsfunktion gibt immer nur nach und nach Tipps - niemals die direkte Lösung! Alternativ lässt sie sich von Beginn an Abschalten (3 Schwierigkeitsgrade), sodass auch dazu noch keine HotSpots mehr sichtbar sind.
Leider leider leider hat Deck 13 absolut NICHTS, ich wiederhole: N-I-C-H-T-S dazugelernt was eine "moderne Grafik" anbelangt. Ich meine: "Venetica" als Action-RPG sah schon unglaublich scheiße aus, aber "Haunted" wirkt wie Ankh - aus dem Jahre 2006. Und damals war es noch nicht mal ganz auf der Höhe der Zeit. Matschige Texturen, unglaublich hölzerne Figurenpuppen, haarsträubend billige Animationen und kindlicher Einsatz vom "Bloom"-Effekt (Leuchten von Texturen). Ja - schrecklicherweise erschreckt einen wirklich die schlechte Hintergrundarbeit, da das Adventure im Prinzip sehr gut ist. Sehr gute Wortgefechte ala "Sam & Max" oder Sprüche eines "Tony Tough" sind jetzt nicht zu erwarten - der Humor bleibt leider oftmals auf der Strecke und wirkt lediglich "sympathisch" anstatt "lustig", doch dafür hört man professionelle Sprecher. Ein Geist hat die Stimme vom deutschen "Silvester Stallone"-Synchronsprecher. Allgemein hat man alle schonmal gehört - und sie passen nicht nur, sondern machen auch noch ihren Job sehr gut. So schaffen sie es auch - neben der schön aufgebauten, aber nicht überraschenden Geschichte (besonders das Ende haute mich nicht um) sich ins Spielerherz zu schließen. Sehr gute Arbeit.



Schaurig blumig!

"Haunted" ist leider vor allem eines nicht: gruselig. Und das will es auch garnicht sein. Es würde auch zu Deck 13 nicht passen. Und zu P&C-Adventures auch eher nicht. Die sind ja bekannt für ihren Humor und den tollen Unterhaltungen. Hier sind sie nie störend oder übertrieben lang, meist ist einem schon direkt klar was die Lösung für das Problem ist. Und öfter kommt es vor, dass man es schon ahnt, bevor Charaktere einem den Hinweis um eine Ecke zuflüstern.
Da alles sehr kurz ist und das Spiel sich nie mit irgendwelchen abstrusen Schieberätseln aufhält (es gibt sie einfach nicht, sondern nur "normal bekannte" Puzzles), schafft man es bereits locker an einem Tag. Das Besondere: es gibt sogar eine Zusatzaufgabe, die ein Bonuskapitel (leider mit einem Cliffhanger, den es sonst nicht gegeben hätte *seufz*) eröffnet. Alles nach dem Abspann - also bitte in Ruhe zuende schauen. Sowas gab es bisher noch nie in einem Adventure - toll! Übrigens gibt es auch nur ein Ende, nicht mehrere.
Das Herzstück des Spiels sind aber die Geister, die sich zur Party in Abständen dazugesellen. Ein jeder kann was ganz Spezielles. Der eine kann temperaturbedingte Gegenstände anfassen und holen (unter Strom oder dicker Hitze stehende Sachen - allerdings fragte ich mich wie die Hauptdarstellerin Mary sie dann annehmen konnte als eine Animation es deutlich machte, dass der Geist ihr das in die Hand reichte...) - der andere kann Gegenstände bewegen, die mit dem Tod in Zusammenhang standen.
Dann ist da noch Konfuzius dabei, der alle Aggregatzustände annehmen kann usw.
Leider sind 2 Teammitglieder später dazu gekommen (die letzten beiden), die einfach nicht ins Geschehen passen wollten. Sie wirkten wie "Ja komm... 2 Geister quetschen wir jetzt noch dazu.", denn man erfährt kaum was über sie oder hört sie kaum reden.
Worum es bei dem Adventure geht?
Mary, ein kleines jugendliches Mädchen versucht den Geist ihrer verstorbenen Schwester vor einer verrückten nach Unsterblichkeit gierenden Professorin zu retten. Dabei deckt sie ein paar Geheimnisse auf und da sie die Gabe besitzt Geister zu sehen, freundet sie sich auch nach und nach mit den verschiedensten an. Diese sind dann wie beschrieben über das Inventar jederzeit wie ein Gegenstand mit einem Item oder der Umgebung kombinierbar.
Eine frische Idee mit den speziellen Funktionen.




Sonstiges:
  • Hotspotanzeige könnte verbessert werden (zeigt einiges falsch an)
  • viele Grafikfehler machen sich bemerkbar (Mary ist halb im Straßenboden verschwunden, Goldfischglas wird mitgenommen - Fische sind aber kurz danach noch in der Luft schwebend zu sehen, usw.)
  • viele Animationen sind nicht abbrechbar und man muss bis zum bitteren Ende anschauen wie eine alte Dame von der Haustür bis zum Bildschirmrand schlendert (ohne, dass Text als "Beschäftigung" eingeblendet wird)
  • manche Voice-Wiederholungen der Hauptcharaktere nerven beim Rumprobieren (z.B. im Theater in Kapitel 6 beim Benutzen des Scheinwerfers erfolgt jedesmal ein "Ethan rennt immer dem Lichtkegel hinterher!" - 3 Einstellungen gibt es, alle folgen einer bestimmten Reihenfolge - dh: wenn man von Scheinwerferausrichtung 3 wieder zu 1 wechselt, kommt man nur über Ausrichtung Numero 2 zu Ausrichtung 3 - ergo: man muss beim Verpassen der richtigen Einstellung 3x erneut diesen Quatsch hören - wirkt sehr unprofessionell)


Fazit:
34€ für Haunted? Ein bisschen viel! Lieber ein paar Monate warten - dann dürfte das auf den Grabbeltisch gelandet sein. Immerhin: es ist besser als "Venetica", das mein Favourit für Deck 13's persönlicher Tiefpunkt in der Karriere war. Back to the roots sind sie wieder mit einem waschechten Adventure da, das sympathisch, aber nicht besonders lustig ist, dafür aber mit den netten Geistern samt Sonderfunktionen begeistern kann. Was kann wohl der nächste? Wie geht's wohl weiter?
Leider ist das Adventure zu leicht, die Grafik grottenschlecht (das 20te Jahrhundert lässt grüßen) und Animationen nicht nur hölzern, sondern auch leicht verbuggt. Abstürze gab's nicht und auch für mich ist dies klassische P&C-Adventure keiner - nur eben nix äußerst besonderes. Schade, Deck 13. Ich habe ja nichts gegen altbackene Grafik, aber das was ihr seit Jahren in Frankfurt da verstauben lässt, ist eine Frechheit im Jahre 2011. Also... ihr habt zu tun! ;)

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