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Mittwoch, 5. September 2012

Sleeping Dogs




aka True Crime: Hong Kong

Genau so sollte das Open-World-Sandbox-GTA-Klon-Action-Spiel eigentlich ursprünglich heißen, bevor Square Enix die Publisherfunktion Activision abnahm und die Entwicklung "United Front Games" (Newcomer) übergab, aber nicht die Namensrechte von "True Crime" erwarb. Zwar haben beide Spiele noch den chinesischen Cop-Helden als spielbare Hauptfigur und die sehr arcadige Aufmachung gemeinsam, aber dennoch könnte Sleeping Dogs als eigenständiges unabhängiges Spiel fungieren.

Meiner Meinung nach tut es dem Reboot der Reihe auch recht gut - immerhin kann ich mich noch dunkel an die schreckliche Aufmachung von Teil 2 erinnern... und Teil 1 war damals auch nicht besonders beeindruckend.

Doch wie schauts mit den schlafenden Hunden aus? Lieber nicht wecken oder das Risiko eingehen?
Ich sag' euch: lasst sie schlafen!

SD verfrachtet euch wie in der ersten Überschrift schon ersichtlich nach Hong Kong, wo ihr als Wei Shen (keine Ahnung, warum der Hauptcharakter nicht "Nick Kang" aus Teil 1 heißt - die beiden haben viel gemeinsam) als Undercover-Cop für die Polizei arbeitet und eine chinesische Mafia-Bande dingfest machen müsst. Die Zwischensequenzen sind allesamt in Spielegrafik gehalten - und diese weiß besonders mit ihren auf den menschlichen Models befindlichen Bump Maps zu gefallen. Einziges Problem: die Cutscenes sind zu lang und fangen an irgendwann einfach nur zu nerven. Das Spiel will einfach nicht (außer in allerletzter Sekunde) so richtig in Fahrt kommen. Wenn mich dieses Weihnachten noch einmal jemand über meine Magic Moments bei Sleeping Dogs fragen würde, würde ich Löcher in seinen / ihren Bauch starren.

Der Vorteil ist aber, dass ihr eine nette große Welt habt, die sich über mehrere Stadtteile erstreckt. Sowohl zu Fuß als auch via Fahrzeug (ihr könnt auch welche kaufen und zu eurem Besitz zählen) seid ihr unterwegs. Meist mit einem geklauten oder eventuell eigenem Fahrzeug auf dem Erdboden (Motorrad, Sportwagen, etc.) oder ausnahmsweise mal mit einem Boot auf dem Wasser. Die Luft ist aber nicht euer Hoheitsgebiet - noch nicht einmal eine Helikopter-Moorhuhn-Mission existiert.
Gut gelöst ist aber, dass überall in der Stadt Parkhäuser verteilt sind, von denen ihr auf Knopfdruck aus eurem Fahrzeug-Repertoire wählen könnt - alle stehen gelassenen oder explodierten Karren stets repariert. Ein unglaublicher Service. Auch könnt ihr später ähnlich wie in "Scarface - The World is yours" per Handy einen Handsman rufen, der euch - leider  nur - ein Motorrad bringt.
Und wenn es doch mal wieder zu ätzend ist die 10000m weit entfernte Mission per Auto zu erreichen, weil der Weg dahin so kurvig und langweilig ist, setzt ihr euch einfach als Gast in ein Taxi, bezahlt den supergünstigen Betrag und seid SOFORT da. Gerade auf dem PC ohne Ladezeit ist das ein regelrechter Schmaus.

Die Missionen an sich wechseln sich in der Hauptquest immer zwischen Triaden- und Bullenquests ab. In der Triade geht's darum andere Leute irgendwohin zu kutschieren, Leute zu verprügeln, Erpressungsgeld zu kassieren oder einfach feindliche Chinesen zu erschießen. Bei den Cops müsst ihr Morde untersuchen, Wohnungen verwanzen oder eben auch Leute verprügeln.
Das "Vermöbeln" ist dabei auch die Kernessenz des Spiels - bis ihr auch Zugang zur ersten Knarre erhaltet, braucht es eine Weile. Meist kämpft ihr in Batman-Arkham-Asylum-Manier auf Gegner ein, reiht effektvolle, hübsche und saftige Combos aneinander und passt immer schön auf, wann der Gegner anfängt rot zu leuchten - das ist dann euer Zeichen, um den Angriff abzuwehren.
Nachdem man aber die 4 Gegnertypen (Mann mit Nahkampfwaffe, normaler schmächtiger Mann, dicker Mann und starker Mann) erlebt hat (was ziemlich schnell geschafft ist), kommt leider nichts mehr neues - und jeder Kampf macht zwar Spaß, ist aber kein wirklicher Adrenalinkick mehr.
Wei lernt nämlich mithilfe von Collectables immer heftigere Moves, hat sowieso schon viel Zeugs zur Auswahl (Packen ist übermächtig - damit könnt ihr nämlich spezielle Umgebungsgegenstände zum Instant-Killing benutzen - "The Punisher - Videogame" lässt grüßen) und bekommt Healthupgrades durch weitere Collectables.

Außerhalb der Kämpfe gibt's auch sonst einiges zu tun - aber leider nur oft Generisches. So könnt ihr beispielsweise zum tausendsten Mal spezielle Autos einem Kunden abliefern, wertvolle Trucks kapern (die Funktion ist Just Cause 2 sehr ähnlich) oder kleine eher uninteressante Nebenaufträge erledigen. Alles in allem steckt aber nicht wie in GTA IV oder Red Dead Redemption eine Seele in jedem auch noch so kleinen Auftrag, sondern sie sind leider Gottes sehr generisch.
Und so macht es irgendwann keinen Spaß mehr alles abzuklappern, da die Entlohnung eh egal ist (wohin mit den Millionen Hong Kong Dollarn? "Hong Kong Dollar"? Oh jaa... auch erst Wikipedia überzeugte mich, dass es das tatsächlich gibt.).
Wer will sich schon zig Kleidungsaccessoires oder zig Autos kaufen, wenn dann eh die Auswahl jedesmal schwer fällt?

Naja... wie vorhin schon angekündigt wird aber auch geschossen. Ziemlich komisch für den PC, dass SHIFT zielen, Pfeiltaste unten "Waffe holstern" und überhaupt es leider nicht möglich ist eine Waffe für immer zu behalten. Entweder verschwindet sie beim Aktivieren einer Hauptmission oder Wei schmeißt sie einfach weg. Eine Waffe ist in Sleeping Dogs absolute Seltenheit und kommt nur bei Shooterpassagen zustande. Dort dürft ihr dann Deckung nehmen, in Zeitlupe ballern und einfach die dümmlichen Feinde wegochsen. Das macht zwar Spaß, lockt aber auch keinen Shooterprofi mehr hinterm Ofen hervor. Auch wechseln sich die Aufgaben immer nur im Gleichtakt ab - irgendwo hinfahren, Leute verprügeln, weiterfahren, Leute erschießen, den letzten im "Parcouring" verfolgen und dabei zusehen, wie die Animationen zwar allgemein gut, aber im Detail ziemlich schwach sind. Immer eine Animation muss vollständig ablaufen - auch sind sie viel zu steif umgesetzt worden und effektiv und schnell in eine andere Richtung zu wechseln, versteht Wei nicht - lieber lenkt er sich wie eine eingerostete Lokomotive. Auch kann man nicht selbst springen, sondern nur an Kanten - oder Wei erkennt selbige nicht und will dort nicht hochklettern. Die ganze Welt wirkt einfach steif und inszeniert. Das darf bei so einem Sandboxtitel nicht geschehen.

Achja... wie ihr vielleicht wisst, hasse ich die asiatischen Sprachen Chinesisch und Japanisch. Für mich klingt alles gleich scheiße, auch wenn's da einen Unterschied gibt - und so nervte mich das Schnattern und Entenquaken von irgendwelchen Passanten oder NPCs... oder noch schlimmer: das bekiffte Radio. Da gibt's zwar auch englische Lieder, aber haben sich die Entwickler doch sehr am Flair von China gehalten. Allgemein ist das lobenswert und auch ein kleines Alleinstellungsmerkmal, aber diese Sprache klingt einfach nur wie gewollt und nicht gekonnt... wie hingekotzt und nicht weggewischt... wie ein alter Mann, der auf einer Bananenschale ausrutscht und es nicht mehr schafft aufzustehen... diese verfickte Sprache stellt sich verdammt nochmal selbst ein Bein. "Kwick Wong La... Schang Ping Loö... Schwang King Klö"... das klingt einfach nur total behindert, sorry.
Falls ich jetzt irgendeinen Fan der Sprache vor den Kopf geschlagen habe: Sorry... sei mir bitte nicht böse... aber ich werde niemals ein Freund davon werden.

Wer meine Meinung teilt, weiß jetzt was ihn da teilweise erwartet. Zwar spricht man meist gutes Englisch, aber die Einheimischen haben da so ihre Ausnahmen. Besonders Zivilisten.
Achja... wenn ihr mal mit den Bullen zu tun habt: flüchtet nicht, sondern rammt sie wie in "The Wheelman" (ein total realistisches Manöver übrigens) kaputt. Zwei- oder Dreimal rammen und das Bullenauto ist Geschichte - und ihr werdet nicht mehr verfolgt.



Sonstiges:
  • Abgesehen von den chinesischen Sprechern im Radio ist der Soundtrack recht umfangreich und weiß mit einigen Stücken durchaus zu überzeugen
  • Leider könnt ihr nur im Ansatz ca. 4 Liebschaften nachgehen und mit ihnen jeweils nur einmalig eine Minimission absolvieren - zwar fallen Wei's Fremd-Flirtereien hier und da mal auf, aber von der sympathischen amerikanischen Blondine hört man NIE wieder was - selbst da gab es im Direkt-Konkurrenten GTA IV noch mehr Ausbaumöglichkeiten
  • Ist abgesehen vom Anfang durchgängig sehr sehr einfach
  • Könnte quasi "Stranglehold's" großer Bruder mit Open-World-Feature sein = hat genauso gute Ansätze, enttäuscht aber weitestgehend


Fazit:
Sleeping Dogs fliegt jetzt von meiner Festplatte runter und wird auch nie wieder dort installiert. Warum? Das Game ist nicht der angekündigte "Knaller", sondern nur ein x-beliebiger Sandboxtitel. Er macht zwar zuweilen Spaß, die Spielgefühl ist absichtlich arcadig... aber außerhalb der guten Kämpfe und der netten, aber zu leichten Shootpassagen gibt's nur Standardaufgaben für Wei Shen in einer steifen und von einer nervigen Sprache belasteten Welt zu tun. Aber vor allen die Cutscenes sind oftmals so unglaublich einschläfernd - Blockbuster? Never ever!
Alles dümpelt da so vor sich her... und erfordert von euch viel Durchhaltevermögen. Dass aber mein Hauptcharakter nicht auf Wunsch springen kann und die Welt sehr limitiert ist, bricht dem Spiel letztendlich sogar zweimal das Genick.
Finger weg!

2 Kommentare:

  1. Danke für den Test, ich fühle mich bestätigt :D

    Ich habe angefangen zu spielen, die ersten Cutscenes mitbekommen, die ersten Kämpfe und Verfolgungen mitgemacht, dann ist es abgestürzt und mein Savegame war weg... bisher dachte ich immer "Son großer Titel, den musst du ja eigentlich nochmal anfangen und durchspielen!" Aber wenn ich das hier so lese kann ich mir das wohl guten Gewissens sparen :)

    Was man vielleicht noch erwähnen sollte: Ich weiss nicht wie die Steuerung mit Gamepad ist, mit Tastatur/Maus ist die Steuerung auf jeden Fall schon alleine ein Grund das Spiel nicht zu spielen.. mir taten nach ner halben Stunde schon die Finger weh ;)

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  2. Hallo RR! :)

    Danke für deinen netten Kommentar! Dann hast du ja dank der Warnung ein wenig Lebenszeit in interessantere Dinge stecken können als sie damit - wie ich - zu verschwenden. Auch mit dem Gedanken an möglicherweise bessere DLCs habe ich das Spiel heute gewissenlos gelöscht.
    Und japp ... die Steuerung. Mit Rechtsklick steigt man verdammt nochmal nicht in Autos ein. Ich zocke übrigens gerade "Merida". Du glaubst es kaum... das ist der Hammer: ingame wird dir die Steuerung tatsächlich mit verschiedenfarbigen Tasten erklärt anstatt mit - wie sonst normal - "F" oder "WASD" usw..
    Ich hab mich am Anfang gefragt was das für ein Quatsch ist, aber ein Blick in die Steuerungsoptionen verriet mir die Antwort: dort ist ein Screenshot einer normalen Tastatur, wo alle belegten Tasten keine Bezeichnung, sondern Farben haben.
    Ich musste dann abzählen, um herauszufinden, dass "Rot" eigentlich die Taste "V" ist (für einen mächtigen Angriff). Oh Mann ey... der Screenshot kommt dann in den Test rein, das sag ich dir!^^

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