Tim und Struppi
Da sind sie wieder - nach
jahrelangem Ausbleiben von irgendeiner Spieleumsetzung gibt es nun zum
aktuellen Kinostart von Steven Spielberg Gelegenheit mit "Das Geheimnis
der Einhorn" ein Abenteuer für Groß und Klein anzubieten. Und dabei gleich
noch für viele Plattformen, darunter PC , PS3 und Xbox360. Ob Hergé, der
verstorbene französische Erfinder der Abenteuerreihe sich im Grabe umdrehen
würde bei einer Film-zu-Spiel-Umsetzung, oder sie von Ubisoft Montpellier
national recht gut interaktiv-iert wurde, erklär' ich euch in den folgenden
Zeilen.
Erst das, dann das, mal das wieder & jetzt hier, dann dort
& da...
Was die ersten Minuten einer
Singleplayerkampagne hier ausmacht, ist wahre Kunst und darf sich stolz von
anderen typischen schnellen Geldmachern in der Spiel-zu-Film-Umsetzungsbranche
abheben. Denn Ubisoft weiß mit abwechslungsreichen und flüssig ineinander
übergehenden Spielelementen umzugehen. Die Ingamevideosequenzen laufen in
vorgerenderter Spielegrafik ab, das viel hübschere in farbprächtige Kulissen
getauchte Spiel löst sie fließend ab und schickt den Spieler durch einen wilden
Strudel mehrerer Spielelemente. Gesteuert wird dabei entweder Tim, Struppi, der
Seemann, ein Flugzeug, ein Motorrad oder andere Dinge - das Spiel lässt euch
aber keine Wahl wen ihr jetzt steuert, sondern schickt euch passend zu
Situationen mit dem jeweiligen Charakter durch die Gegend bzw. steuert der PC
selbst den COOP-Beimann.
Die Kameraperspektive ist dabei
stets fest montiert, schwenkt aber rechtzeitig und aufregend zur Seite - keine
Bange: einen schlechten Winkel zeigen kann sie nicht. Dafür sind nämlich die
Areale zu schlauchartig und abgeschnitten - das tut dem Jump'n'Run-Mix aber
keinen Abbruch.
Mal steuert ihr den Charakter
dreidimensional (Flugzeug fliegen, Motorrad fahren, durch Gassen laufen) - doch
im nächsten Raum ist alles wieder zweidimensional - also die Sicht. Die Grafik
bleibt dabei stets im 3D-Gewand. In den 2D-Passagen gilt es dann meist kleinere
Schalter zu finden, Doppelsprünge zwischen Wänden oder wackeligen Plattformen
auszuführen und so an schwierige Stellen zu kommen.
Dann gibt's wieder den Stealth-Part,
der euch los schickt, um einen Raum von fiesen Feinden zu befreien - ohne sie
zu Besiegen kommt ihr meist nicht weiter. One-Hit-Kills von hinten sind dabei
empfehlenswert, allerdings helfen auch ein paar Schläge. Oder Bananen, andere
werfbare Gegenstände, eine Schlucht, ein rutschiger Boden - je nach Gegnerart
(fliehender Dieb, dicker Schrotflintenträger, Ritter in dicker Metallrüstung)
ist dabei eine andere Vorgehensweise gefragt. Diese Elemente sind jedoch wie
das gesamte Spiel mit seinen ständigen Hilfen und Wiederholungen kinderleicht
zu bewältigen.
Trotzdem ist die Unterhaltung auf
hohem Niveau. Animationen laufen butterweich ab, Story bleibt in Fahrt, Humor
ist dort, Comicgrafik extrem der Vorlage authentisch und die Sprecher
professionell und passend in deutscher Sprachausgabe.
Elements
Nach diesen Einlagen taucht man
manchmal unter Wasser bestimmte Parts, schnuppert als Struppi Spuren nach,
buddelt und bellt sich durch Erdböden und kleinere Nagetiergegner... oder schwinkt
an Seiten eines Schiffes den Enterhaken. Auch kleinere Rätselparts sind
enthalten - welche sich aber auf ein Minimum beschränken. Der Spielfluss ist
hoch. Aber schwer ist es kaum - 3 Lebenskugeln habt ihr. Health-Paks gibt es
verstreut, automatisch heilt ihr euch nicht. Auch ein Inventar zur Aufbewahrung
der Heilung gibt es nicht - auch meist nicht nötig. Das Spiel speichert selbst
und bei einem "Ableben" startet ihr meist in der Nähe neu. Die
gesammelten einfach zu findenden Collectables (zum Freischalten von Artworks
& Co.) behaltet ihr.
Apropros "Ableben": sowohl
die Gegner als auch ihr sterbt nicht. Kein Blut fließt - alles
kinderfreundlich. Sobald ihr nämlich z.B. von einer Schrotflintenkugel erledigt
wurdet, tanzt Tim auf einem Bein und reibt sich den Popo. Ansonsten tanzen
Sterne über seinem Kopf - genauso wie bei den Widersachern, die nach einem
Schlagabtausch stilvoll verrenkt auf dem Boden lungern.
Leider ist die Story recht kurz und
weiß schonmal Levelgrunddesign zu wiederholen - aber genau wie die sich
wiederholenden Aufgaben kitzelt es nur am Nervenausbruch und wechselt gekonnt
vorher mit etwas Neuem ab.
Leider nicht der ...
COOP-Mode
Neben der reinen Kampagne für
Solisten gibt es noch eine alternative Kampagne für COOP-Freunde. Lokal kann
jederzeit ein Freund ein- und aussteigen. Die erzählt eine nach der Hauptstory
angeknüpfte Story, welche aber lediglich daraus besteht, dass der Kapitän ein
paar auf die Mütze kriegt und fortan verwirrt in seinen Phantasiewelten
schwebt. Da seid ihr nun "gefangen" und spielt in 3 thematisch der
Solokampagne nachempfundenen, aber sehr unrealistisch, dafür aber
herausfordernderen Levels zusammen. Dort läuft alles ein wenig anders ab: es
gibt mehr Abgründe, Wecker sind Portale in neue Abschnitte, es gibt Coins zum
Einsammeln und diverse Sonderfähigkeiten einzusetzen. Dabei kann man nie alles
gleich finden, sondern muss mit später freigeschalteten Charakteren alte Sachen
erreichen - genauso wie bei LEGO-Spielen. So spielt ihr die dicke Sängerin oder
die zwei Polizisten "Schulzes". Mit dem Geld lassen sich zusätzliche
jederzeit wechselbare Kostüme freischalten.
Das alles ist zwar ganz nett, aber
die Bonusstory ist quasi keine und dient nur als Platzhalter: ihr sollt einfach
spielen. Leider fasziniert dieses Gerüst nicht so sehr wie im Solomodus,
sondern ermüdet arg - auch weil sich ein Level wie der andere spielt, obwohl
Ideen da sind. Ganz einfach, weil die Stages aus einem Levelbaukasten
zusammengeklebt wurden und man das überall spürt. Außerdem kann man nie sterben
- wenn jemand stirbt, kann er sofort beim Kumpel wieder einsteigen. Sterben
beide gleichzeitig, geht's vom letzten Checkpoint wieder los. Endbosse werden
genauso bekämpft wie in der Solokampagne - immer haargenauso wie die Etappen
davor. Wiederholung an Wiederholung.
Sonstiges:
- COOP-Modus ist lokal vor dem PC an einer Tastatur, aber auch mit Gamepad möglich
- man lernt immer mal wieder kleinere Fähigkeiten dazu (Taschenlampe benutzen, mit Objekten werfen)
- es gibt in den 2D-Jump'n'Run-Parts auch Stellen, an denen ihr auf Knopfdruck eine Ebene höher / tiefer gelangt
- Singleplayerstory ist arg kurz und schon nach ca. 5 Stunden zu Ende
Fazit:
Tim und Struppi - Das
Geheimnis der Einhorn ist eine gelungene Filmumsetzung - wider Erwarten bei
diesem Thema. Die Liebe zu der Comicvorlage ist jederzeit spürbar - der
Jump'n'Run Ableger braucht keine tolle Grafikengine um hübsch zu sein, hat gute
Sprecher, eine nette Story, netten Humor, einen wilden abwechselnden
Gameplaycocktail, aber auch ein sich langsam einstellender Langeweile, kurzer
Spieldauer, im Vergleich mit der reinen SOLO-Kampagne nicht so tollen
COOP-Campaign & chronischer Unterforderung zu kämpfen. Einmal an einem
Wochenendsnachmittag durchspielen und wieder zurücklegen - es gibt viel
Besseres, aber auch viel Schlechteres. Schaut ruhig rein - aber vorerst mittels
eines Videothekleih's.
COOP-Modus ist lokal vor dem PC an einer Tastatur, aber auch mit GAMEPLAY möglich
AntwortenLöschenich glaube du meinst Gamepad ;)
Ramrod
Du alter Fuchs! ;)
AntwortenLöschenHab's korrigiert.
yeeeeah, umgeschriebene Berichte kommen jetzt an den Anfang, serrrrrrrr gutttt :)
AntwortenLöschenRR
Nach kurzer Überlegung war klar: deine Idee war echt Gold wert. Danke nochmal für den Verbesserungsvorschlag!
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