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Mittwoch, 8. Februar 2012

Deponia




Neues von den Adventurekönigen

Allzu lang ist’s garnicht her, da habe ich im Review zu „Harvey’s neue Augen“ viel Lob an „Daedalic Entertainment“, den mittlerweile verehrten Point- and Clickadventure-Genre-Wiederbelebern aus Hamburg, erteilt. Und nun - noch nicht einmal ein halbes Jahr später kommt schon der nächste Titel - und damit nicht Schluss: Deponia ist nämlich als Triologie angelegt und wenige Wochen nach Release im Januar wurde schon für September 2012 „Chaos auf Deponia“, also Episode 2, angekündigt.

Kurze Spielzeit als Anbeginn der Raffgier des erfolgreichen Studios oder ein 3-Gänge-Menü für hungrige Fans des netten Rätselns mit anspruchsvollem Humor und guter Charakterausarbeitung?
Ich glaube ihr wisst schon in welche Richtung dieses Review einschlagen wird…



Der einzig wahre, der gut aussehende, umwerfend kluge, redegewandte R-U-F-U-S!

Zumindest sieht sich so der Held des Spieles, den ihr die ganze Zeit über wie gewohnt lediglich mit der Maus durch die sehr hübsch designten gezeichneten Hintergründe steuert. Und zwar die ganze Zeit über den titelgebenden Planeten „Deponia“, einem Müllplaneten, der eigentlich für unbewohnbar erklärt wurde, trotzdem dort aber Menschen und Roboter leben.
Cool ist dabei, dass alles wirklich steampunkig dargestellt wird und nichts stets zu hoch technologisiert wirkt, sondern vielmehr „interessant interessant… hey, was ist das denn? Booooar… *__* “.
Doch Rufus, der noch bei seiner Ex-Freundin wohnen DARF (und von ihr zu Tode verachtet wird) gilt als Träumer, Erfinder mit Potenzial zum Scheitern, Schuld-bei-anderen-Sucher und Egomane. Arbeiten tut er nicht, dafür bastelt er wieder an einem seiner so oft verschmähten Pläne vom Schrottplaneten zu verschwinden - und genau das schafft er auch beinahe. Doch kurz darauf landet ihr wieder auf Deponia - zusammen mit Goal, einer hübschen Fremden, die noch als Femme Fatale für viel Durcheinander sorgen wird (, obwohl sie die meiste Zeit ohnmächtig ist). Was das Geheimnis um sie birgt und ob sie Rufus‘ Liebe erwidern wird, erfahrt ihr möglicherweise schon in diesem Auftakt der Serie.



Charakterentwurf, Rätsel und Steuerung

Nach dem netten und auch gewohnt zarten Einstieg ins Spiel (man darf das Zuhause von Rufus bzw. seiner Ex erkunden und kann erst mal nichts weiter dort machen), geht’s nachfolgend lediglich in 3 größere Abschnitte weiter, in denen ihr einfach reingeschmissen wird. Das klingt insgesamt zu hart für das insgesamt sehr tolle Spiel, jedoch fand ich es teilweise nervig, wenn man erst mal wieder von „Null“ anfängt und ein riesig wirkendes Areal erkunden, alles einsammeln, kennenlernen und von da ganz hinten über 6 Panele weiter Rückschlüsse über mögliche Kombinationsmöglichkeiten ziehen muss. Zumal das Game ein paar Minispielrätsel birgt, die zum Teil cool, zum Teil völlig abstrus und verwirrend sein können (Taubenspiel). Auch gibt das Spiel nicht immer Aufschluss über des Rätsels Lösung oder verweigert ähnlich mögliche Kombinationen (Phosphorwatte mit Fisch am Spieß bspw.). Also musste ich ein paar Mal in die Lösung schauen, obwohl der Rest des Spiels recht klar ist.
Am meisten Spaß machen aber die geilen Dialoge, wo Rufus immer wieder sein Bestes dazu geben muss, da er einfach nie die Klappe halten kann bzw. das letzte Wort hat. Und obwohl das bei einigen Menschen nervig wär, haben die Entwickler es geschafft Rufus so viel tollen Charakter einzuverleiben, dass er einfach ins Herz des Spielers eingeschlossen wird. Toll!
Unvergessen sind aber NPCs wie der Robot von Rufus Hauptstädchen, der Arzt, Feuerwehrmann und Cop in einem ist - aber nur 1 Zustand gleichzeitig haben kann und nichts von der anderen Persönlichkeit direkt weiß. Oder der Robot-Postbote, der eine Vorliebe für Knickerfolie hat und nachher seinem Drang nicht nachgeben kann. Oder Rufus‘ zwanghafte Vermutung, dass der Schrottkahnfahrer ein böswilliger Pirat ist, was dieser aber stets entsetzt / entnervt zurückwirft.

Positiv fallen auch die Zwischensequenzen, die Sprecher und der Grafikstil auf, der sich ziemlich den anderen Titeln Daedalic’s ziemlich ähnlich sieht.
In Punkto Sprecher fiel mir eins noch auf: die Stimme von Rufus kenn ich doch… JA! Das ist die von „Werner: das muss kesseln!“: Nobel Schröder (Sprechername: Monty Arnold). Volltreffer! *g*

Was positiv auffällt, ist, dass Gesprächsfetzen mit einem Klick übersprungen werden können, sodass man schneller lesen kann als die Figuren sprechen. Oder das alternativ mit dem Mausrad einklappbare Inventar oder die überflüssigen Gesprächsoptionen, die sich nach einem Anwählen ausblenden. Oder die Hotspotanzeige. Leider aber fehlt eine integrierte stufenbasierte Hilfe - es gibt nämlich gar nichts, was einem großartig hilft, weshalb man gern oftmals durch die Gegend irrt.
Die Spieldauer beträgt ungefähr 7 Stunden, was für einen Durchgang für 30 € ein wenig zu happig ist, da das Spiel ja keinerlei alternative Enden oder sonstewas beinhaltet.
Allerdings kostet die Kreation des Spiels auch so einiges, weshalb man für einen guten Zweck das schon Daedalic „in den Rachen werfen“ kann.
Schließlich sorgen die aktiv dafür, dass die P&C-Adventures nicht aussterben.
Denn: langweilig war mir bei Deponia nie. Sowie in jeden anderen Daedalic-Titeln.



Fazit:
Wer kein Problem hat mit auf den ersten Blick erschlagend großen Abschnitten und manchmal diffusen Minispielen, der kann getrost zugreifen: Deponia hat Charakter, eine tolle Geschichte, lässt einen mit einem nicht so schlimmen Cliffhanger stehen und weiß wie man einprägende NPCs darbietet. Sehr schön Daedalic - wie immer.

2 Kommentare:

  1. Danke für die Aufklärung mit der Stimme! :D Hab schon die ganze Zeit gedacht "Die kennste doch irgendwoher..." Ansonsten geb ich dir bei allem Recht, auch wenn ich noch nicht sooo weit bin: Ein echt gutes Adventure!! :)

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  2. Als Adventure-Fan bin ich wirklich froh, dass es Daedelic gibt. Klar, Klassiker wie Monkey Island, Maniac Mansion oder Sam & Max bleiben unerreicht, aber Daedelic zeigt immer wieder, dass auch die modernen Titel ordentlich was auf dem Kasten haben.

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