Neues von den Adventurekönigen
Allzu lang ist’s garnicht her, da habe ich im
Review zu „Harvey’s neue Augen“ viel Lob an „Daedalic Entertainment“, den
mittlerweile verehrten Point- and Clickadventure-Genre-Wiederbelebern aus
Hamburg, erteilt. Und nun - noch nicht einmal ein halbes Jahr später kommt
schon der nächste Titel - und damit nicht Schluss: Deponia ist nämlich als
Triologie angelegt und wenige Wochen nach Release im Januar wurde schon für September
2012 „Chaos auf Deponia“, also Episode 2, angekündigt.
Kurze Spielzeit als Anbeginn der Raffgier des
erfolgreichen Studios oder ein 3-Gänge-Menü für hungrige Fans des netten
Rätselns mit anspruchsvollem Humor und guter Charakterausarbeitung?
Ich glaube ihr wisst schon in welche Richtung
dieses Review einschlagen wird…
Der einzig wahre, der gut aussehende, umwerfend
kluge, redegewandte R-U-F-U-S!
Zumindest sieht sich so der Held des Spieles, den
ihr die ganze Zeit über wie gewohnt lediglich mit der Maus durch die sehr
hübsch designten gezeichneten Hintergründe steuert. Und zwar die ganze Zeit
über den titelgebenden Planeten „Deponia“, einem Müllplaneten, der eigentlich
für unbewohnbar erklärt wurde, trotzdem dort aber Menschen und Roboter leben.
Cool ist dabei, dass alles wirklich steampunkig
dargestellt wird und nichts stets zu hoch technologisiert wirkt, sondern
vielmehr „interessant interessant… hey, was ist das denn? Booooar… *__* “.
Doch Rufus, der noch bei seiner Ex-Freundin wohnen
DARF (und von ihr zu Tode verachtet wird) gilt als Träumer, Erfinder mit
Potenzial zum Scheitern, Schuld-bei-anderen-Sucher und Egomane. Arbeiten tut er
nicht, dafür bastelt er wieder an einem seiner so oft verschmähten Pläne vom
Schrottplaneten zu verschwinden - und genau das schafft er auch beinahe. Doch
kurz darauf landet ihr wieder auf Deponia - zusammen mit Goal, einer hübschen
Fremden, die noch als Femme Fatale für viel Durcheinander sorgen wird (, obwohl
sie die meiste Zeit ohnmächtig ist). Was das Geheimnis um sie birgt und ob sie
Rufus‘ Liebe erwidern wird, erfahrt ihr möglicherweise schon in diesem Auftakt
der Serie.
Charakterentwurf, Rätsel und Steuerung
Nach dem netten und auch gewohnt zarten Einstieg
ins Spiel (man darf das Zuhause von Rufus bzw. seiner Ex erkunden und kann erst
mal nichts weiter dort machen), geht’s nachfolgend lediglich in 3 größere
Abschnitte weiter, in denen ihr einfach reingeschmissen wird. Das klingt
insgesamt zu hart für das insgesamt sehr tolle Spiel, jedoch fand ich es
teilweise nervig, wenn man erst mal wieder von „Null“ anfängt und ein riesig
wirkendes Areal erkunden, alles einsammeln, kennenlernen und von da ganz hinten
über 6 Panele weiter Rückschlüsse über mögliche Kombinationsmöglichkeiten
ziehen muss. Zumal das Game ein paar Minispielrätsel birgt, die zum Teil cool,
zum Teil völlig abstrus und verwirrend sein können (Taubenspiel). Auch gibt das
Spiel nicht immer Aufschluss über des Rätsels Lösung oder verweigert ähnlich
mögliche Kombinationen (Phosphorwatte mit Fisch am Spieß bspw.). Also musste
ich ein paar Mal in die Lösung schauen, obwohl der Rest des Spiels recht klar
ist.
Am meisten Spaß machen aber die geilen Dialoge, wo
Rufus immer wieder sein Bestes dazu geben muss, da er einfach nie die Klappe
halten kann bzw. das letzte Wort hat. Und obwohl das bei einigen Menschen
nervig wär, haben die Entwickler es geschafft Rufus so viel tollen Charakter
einzuverleiben, dass er einfach ins Herz des Spielers eingeschlossen wird.
Toll!
Unvergessen sind aber NPCs wie der Robot von Rufus
Hauptstädchen, der Arzt, Feuerwehrmann und Cop in einem ist - aber nur 1
Zustand gleichzeitig haben kann und nichts von der anderen Persönlichkeit
direkt weiß. Oder der Robot-Postbote, der eine Vorliebe für Knickerfolie hat
und nachher seinem Drang nicht nachgeben kann. Oder Rufus‘ zwanghafte
Vermutung, dass der Schrottkahnfahrer ein böswilliger Pirat ist, was dieser
aber stets entsetzt / entnervt zurückwirft.
Positiv fallen auch die Zwischensequenzen, die
Sprecher und der Grafikstil auf, der sich ziemlich den anderen Titeln
Daedalic’s ziemlich ähnlich sieht.
In Punkto Sprecher fiel mir eins noch auf: die
Stimme von Rufus kenn ich doch… JA! Das ist die von „Werner: das muss
kesseln!“: Nobel Schröder (Sprechername: Monty Arnold). Volltreffer! *g*
Was positiv auffällt, ist, dass Gesprächsfetzen
mit einem Klick übersprungen werden können, sodass man schneller lesen kann als
die Figuren sprechen. Oder das alternativ mit dem Mausrad einklappbare Inventar
oder die überflüssigen Gesprächsoptionen, die sich nach einem Anwählen
ausblenden. Oder die Hotspotanzeige. Leider aber fehlt eine integrierte
stufenbasierte Hilfe - es gibt nämlich gar nichts, was einem großartig hilft,
weshalb man gern oftmals durch die Gegend irrt.
Die Spieldauer beträgt ungefähr 7 Stunden, was für
einen Durchgang für 30 € ein wenig zu happig ist, da das Spiel ja keinerlei
alternative Enden oder sonstewas beinhaltet.
Allerdings kostet die Kreation des Spiels auch so
einiges, weshalb man für einen guten Zweck das schon Daedalic „in den Rachen
werfen“ kann.
Schließlich sorgen die aktiv dafür, dass die
P&C-Adventures nicht aussterben.
Denn: langweilig war mir bei Deponia nie. Sowie in
jeden anderen Daedalic-Titeln.
Fazit:
Wer kein Problem hat mit auf den ersten Blick
erschlagend großen Abschnitten und manchmal diffusen Minispielen, der kann
getrost zugreifen: Deponia hat Charakter, eine tolle Geschichte, lässt einen
mit einem nicht so schlimmen Cliffhanger stehen und weiß wie man einprägende
NPCs darbietet. Sehr schön Daedalic - wie immer.
Danke für die Aufklärung mit der Stimme! :D Hab schon die ganze Zeit gedacht "Die kennste doch irgendwoher..." Ansonsten geb ich dir bei allem Recht, auch wenn ich noch nicht sooo weit bin: Ein echt gutes Adventure!! :)
AntwortenLöschenAls Adventure-Fan bin ich wirklich froh, dass es Daedelic gibt. Klar, Klassiker wie Monkey Island, Maniac Mansion oder Sam & Max bleiben unerreicht, aber Daedelic zeigt immer wieder, dass auch die modernen Titel ordentlich was auf dem Kasten haben.
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