Google+ Games ... aaand other accidents: Nier (PS3)

Sonntag, 15. Mai 2011

Nier (PS3)




"Hallo, Nier!"
"Hallöchen Gameblogger!"
"Du sag mal - ich hab dich ja von weiten gesehen und fand dich echt interessant, aber irgendwie schaust du von Nahem - entschuldige - wirklich hässlich aus..."
"Naja, ich kann auch nichts daf..."
"... und dann sind deine Gameplaygesichtszüge auch nichtmal konsequent gut umgesetzt worden..."
"... ja, aber das..."
"... solltest du als Geheimtipp so wenig Käufer wie möglich anlocken - warst du daraus auf keine 90er-Wertung zu bekommen, oder was?"

"...also, es war doch so. Wenn du mich bitte mal ausr.."
"Aber irgendwie gefällst du mir trotzdem. Du bleibst in Erinnerung! :)"
"...Wenn du... oh... äh... Dankeschön..."


So oder so ähnlich könnte vielleicht auch deine Unterhaltung mit Nier verlaufen, denn Nier ist... ein wenig eigenartig.




Was ist Nier?

Zunächst ist zu sagen: ihr habt hier ein echtes 3D-Actionrollenspiel im Stil von Final Fantasy XIII vor euch - eine große Welt, eine starke Story, Gegner sind sichtbar und werden in Echtzeit anstatt Rundenkämpfen erledigt. Das könnte alles Spaß machen - gerade wegen der tollen Geschichte und einigen Designspitzen, die sich sonst nur wenige erlauben. Es macht auch Spaß - nur nicht dauerhaft bzw. alles was das Game bietet.


Worum geht's?

Kurz: ein Vater (den spielt ihr) sorgt sich um seine zu Tode erkrankte Tochter - sehr liebevoll, aber vielleicht auch ZU liebevoll und erdrückt sie dadurch schonmal in der eigenen Entwicklung. Der Papa sieht auch unglaublich hässlich aus - ob Gesicht oder Haare (Tendenz zu Letzterem) - egal. Und das ändert sich erst gegen Hälfte des Spiels als er dann sich - warum auch immer - eine Maske aufsetzt.
Ihr Spielt in der nahen Zukunft, alles sieht aber eher mittelalterlich aus.
Videosequenzen gibt es reichtlich - aber es schwankt sehr zwischen Renderfilme (feiner, aber merkbarer Unterschied), ingame und einem Haufen Textpassagen. Doof nur, dass auch irgendwie alles halbherzig vertont wurde - die meisten Texte sind einfach Texte. Manchmal hört ihr dazu anfangs oder komplett eine Stimme. Das kann ich auch nochmal unterschachteln in "englische Stimme" und "asiastisch?!". Warum die Entwickler sich dafür entschieden haben, bleibt mir fremd - da auch nur ein Wüstenvolk japanisch spricht, sofern ich mich recht erinnere. Eigenartig und auch der Grund, dass Asiaten es entwickelt haben, erklärt das nicht ausreichend. Apropros Asiaten: die sind ja bekanntlich Großmeister der übertriebenen Gefühle und - Coolness und setzen so einiges überzeichnet in Szene. Dieses Spiel ist keine Ausnahme, stellt aber keine grenzdebile Karrikatur bekannter Manga's dar - sondern richtet sich schon an eine breite anspruchsvolle Zielgruppe.


Endings &  Trophies

Vor allem - und da komme ich nochmal auf die Story zurück - geht es um den Wert des Lebens, das Jenseits, Liebe (aber keine Romanze - das eher hauchzart angedeutet). Vier Enden gibt es zu sehen - unterschiedlich schwierige Voraussetzungen sind zu erfüllen. Die ersten beiden sind noch leicht zu erspielen - bei dem vierten wird's dann nicht nur schwerer, sondern muss sich der Spieler auch überlegen, ob er all seine Speicherdaten verliert (in der Endentscheidung gilt es sich selbst zu opfern und von der Welt zu tilgen) - interessant gemacht, nur kann man das Ganze auch bequem vorher auf einen Stick sichern. Die Videos sind übrigens auch auf Youtube zu finden - also brauch man sich das sehr gedehnte und langweilende Endgegnerrunning auch sparen. Einmal reicht - der Weg bis zum alternativen Ende ist nicht storytechnisch anders / neu - daher lohnt sich das Investieren der Zeit nur, um alle Trophäen zu holen. Scheinbar ist dies hier auch Fleißarbeit - vor allem, weil es bei 12 Endgegnern auch keine Bronzenen für den normalen Tod dieser gibt wie in anderen Spielen. Willkürlich verteilt gibt es sie - nur wenn man Endbossfights innerhalb eines Zeitlimits schafft, erhält man (übertriebenerweise im Vergleich) Silber. Schön, dass das bei richtigen Waffen kein Problem ist. Dumm, dass der Spieler erst zu spät herausfand, dass man alle Cutscenes wegdrücken muss (die zählen nämlich zum Countdown - behinderterweise).

Was gibt es noch?

Es gibt eine Menge in Nier zu tun - ob Sidequests erfüllen (reduzieren sich meist auf Botengänge oder Sammeldienste) oder Angeln (das wohl allerschlechteste Gameplayelement ever - die reinste Tortur in diesem Stück Software - unverzeihlich und eine derbe Geduldsprobe). Okay... ich mache mal die Klammer zu und verfasse doch einen separaten Abschnitt dafür. Schließlich braucht ein Spiel an den verdienten Stellen auch einen ordentlichen Satz Schläge.


Angeln (*'§$/(?`!)

Sobald ihr euch einen Wasserabschnitt nähert und das Spiel es genehmigt, könnt ihr dort mit O die Angel auswerfen. Bis hierhin hatte ich auch noch viel Freude und Zuversicht - das legte sich aber als die ersten Versuche losgingen da überhaupt irgendetwas aus dem Wasser zu fischen. Als erstes beobachtete ich wie im Tutorial beschrieben den Ausschlag der Angel - grundsätzlich zuckt sie hin und wieder und manchmal auch etwas döller - aber es bleibt beim Zucken, merken wir uns, die Angel wird nicht dauerhaft heruntergezogen und dem Spieler deutlich signalisiert, dass dort jetzt etwas angebissen hat.
Also drückt man die ersten Male X - und wird prompt mit einer schon nach mehrmaligen Versuchen nervigen und nicht wegdrückbaren Animation seines Scheiterns in den Arsch getreten. Soweit, so schlecht. Angel nochmal rein und Köder probiert - vielleicht geht's besser. Nein, derselbe Effekt und der Köder ist für immer weg. Nach zig Malen erkannte ich, dass es ein schwaches und ein starkes Zucken der Angel gibt. Beim starken muss SOFORT X gedrückt werden - ansonsten schwimmt der Fisch fort, Gott sei Dank ohne Köder. Manchmal passiert das auch ohne dass es stark gezuckt hat. Strange.
Des Weiteren hat der Händler am Hafen seltsamerweise immer NUR die Fische, die ich bereits gefangen hab. Dummerweise brauch man für Sidequests (und auch für ne Trophäe und demzufolge Platin) bestimmte Fische. Den storytechnisch Wichtigen findet man aber auf Anhieb. Jedenfalls sofern es also mal mit dem Anbeißen klappt, müsst ihr noch den Analogstick entgegen der Zugrichtung (es gibt nur 3) ausrichten - ob stark oder lasch, das müsst ihr selbst ins Gefühl kriegen. Dumm nur, dass ich meist einfach keinen Bock hatte bis dahin zu versuchen und wenn, dann hatte ich panische Angst gleich wieder alles zu verlieren als dass ich groß ausprobieren will.



Nier, dieses -piep- -pieppiep-...

Wie ihr seht ist das schonmal EIN beschissenes Element von Nier.
Weitere?
Ihr reist von Gebiet zu Gebiet - ein gigantisches Areal = Weltkarte ohne Ladezeiten gibt's nicht. Ihr müsst laufen - erst gegen fast am Ende könnt ihr einen Fährmann zur schnelleren Reise nutzen. Dumm nur: die Wüstenanlegestelle ist wirklich so unglaublich dämlich platziert, dass man sich fragt was in der Nähe tolles ist, dass dies als Punkt verwendet wurde - anders als bei fast allen anderen Haltestellen. Zumal der Waffenverbesserungsschmied irgendwo in einer Art Schlucht am Arsch der Welt ohne Haltestelle weit und breit sitzt. Nicht nur das ist toll, sondern auch die Tatsache, dass er einmal überraschenderweise nicht da ist (und man nicht weiß wo er sich befindet). Die ganze Reise war dann umsonst. Genauso wie es erst eine halbe Stunde dauert zum letzten Tor zu reisen und dich da am Ende gefragt wird: "Willst du jetzt eintreten? Danach gibt es kein zurück mehr!" Das hätte man gottverdammt VORHER MACHEN KÖNNEN! Wie dumm ist das denn? Da reise ich bis zum Arsch der Welt und werde dann noch frecherweise gefragt, ob ich mir dessen sicher bin? Und wenn nicht? Nochmal eine halbe Stunde aus dem verfluchten Ödland raus, um in der Stadt noch 2 Kuchen zu verkaufen und ein Heiltrankfläschen zu organisieren?
Mann ey...

Genauso wie das Hinfallen im Kampf (wenn ein Gegner dich umhaut) dauert blöderweise lange, man kann es aber unterbrechen, nur muss man das rechtzeitig machen.

Gegner werden bei Kartenneubetreten übrigens wie Gegenstände neu geladen. Es gibt haufenweise Rohstoffe - nur sind viele davon überflüssig. Interessanter sind da die etlichen Waffen - von Einhänder über Zweihänder bis hin zu Speeren und Magieangriffen. Alle Waffen sind ebenso nicht nur vom Schaden her in Nützlichkeit einzuteilen, sondern auch von dem Gewicht. Von Sehr Leicht bis Sehr Schwer gibt's alles Mögliche. Nur bleibt gefühlt jede Kategorie seiner Grundgeschwindigkeit treu: ob ein schwerer Einhänder oder ein sehr leichter - nur minimal ändert sich dort was. Mein Tipp: immer das mit am meisten Schaden verwenden und Zweihänder UNBEDINGT vergessen. Die sind so unglaublich schrottig langsam, dass nicht einmal das Zusehen Spaß macht. Speere sind ultimativ und machen sogar den normalen Spielablauf zum Kinderspiel. Aufwertbar sind diese auch nur bis jeweils Stufe 4, aber nur, wenn ihr a) Kohle und b) Rohstoffe mit zum Schmied (der am Arsch der Welt ist -.-) bringt. Diese Rohstoffe sind Roboterteile und befinden sich in der Fabrik nebenan. Die wird auch zum zigsten Mal nur nerviger und wenn ich 10x rein- und rausspazieren muss, damit die Gegner respawnen und VIELLEICHT mal etwas Tolles Seltenes und BRAUCHBARES droppen: wird es tierisch nervig.
Und das ist auch Nier's Problem: Laufwege und Wiederholungen. Wenn ich zum Beispiel vom verwinkelsten Arsch der Welt zurück muss, beamt mich das Spiel nicht an den Dungeoneingang oder ich kann mich selbst teleportieren per Karte oder wie Fallout 3 & 3.5 ein Schnellreisesystem - nein, ich muss laufen.

Übrigens gibt es noch sogenannte Wörter, die ihr sammeln und zu Waffen hinzufügen könnt. Wörter?

Japp - dich begleitet - übrigens eine weitere Kuriosiät: ein Buch namens Grimoire Weiss. Es zaubert für dich, stellt einen Teil deines Inventars dar und ist humorvoll zynisch mit dabei. Es fliegt umher und ist ein Hauptdarsteller bzw. Partybegleiter. Sein Gegenspieler, das Grimoire Noir will die bösen Schattenwesen (Hauptgegner) fördern und Unheil über die Menschheit bringen.
Es gibt 3 Dörfchen, die als Städte gelten sollen. Handeln und Quests annehmen geht leicht - hin und wieder kann ein Haus betreten werden, dann switcht das Game in eine 2D-Ansicht.

Jedenfalls ist die Party nicht gigantisch, sondern besteht letztendlich nur aus 3 Leuten - mit dir selbst. Und selbst das dauert. Aussuchen kann man sich da - garnichts! Wer drin ist und bleibt, entscheidet die Story.

Pflanzen könnt ihr übrigens auch anbauen, bewässern und ernten - es ist relativ (Gott sei Dank!) rudimentär und richtet sich nach der Systemzeit der Playstation. Also sprich: besamen, gießen, speichern, aus dem Spiel rausgehen, Zeit der PS3 um 2 Tage vorstellen, reingehen, laden, ernten.

Interessante Idee, nervt allerdings in diesem Spiel. In einem Abschnitt des Spiels taucht ihr auch in Traumwelten benebelter Bewohner ein - und auf einmal switcht das Spiel in eine Art Erzählung - Buchstaben so groß wie Finger verteilen sich da über den Bildschirm - seitenweise wird erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und irgendwann musst du tatsächlich eine Frage beantworten. Wenn die Antwort falsch ist, fängt's an von vorn oder du stirbst. Manchmal lässt sich was überspringen, für eine bestimmte Sidequest müsst ihr tatsächlich sich stetig ändernde Infos aus der Erzählung rauslesen. Eine Lösung dafür kann's demzufolge auch nicht geben. Klasse, was? ;)

12 Endgegner gibt es übrigens. Tolle Zahl, tolle Endgegner - im Ernst. Ziemlich famos und unterschiedlich vom Style. Die Taktik bleibt meist gleich, aber das Design und die Angriffe an sich sind toll anzusehen.

Die Szenarien sind von hässlich bis hübsch - manche bieten wenig Designabwechslung - andere stellen sich als toll heraus. Besonders die Villa. Auf dessen Grundstück verwandelt sich nämlich das Setting in erstaunliches Schwarz-Weiß und nur wenige Farben stechen heraus. Sin City lässt grüßen.


Der Umfang des Spiels ist mit ca. 15-20 Stunden auch recht ordentlich. Wer alles mögliche macht, sitzt dort bestimmt so seine kleine eigene Ewigkeit ab.

Sonstiges:


  • allgemeine Abilities (Stärke, Konstitution, Geschicklichkeit usw.) gibt es nicht
  • Stufenaufstieg lässt dich automatisch hier und da stärker werden
  • die Hauptgegner sind nicht gerade innovativ gestaltete Schattenwesen
  • Endgegner sind teilweise gigantisch und generell modelmäßig unordinär
  • das Spiel ist im Allgemeinen nicht besonders schwer, kann es hin und wieder aber trotzdem werden - Healthgegenstände und ein getimetes Fluchtwegrollen sind Pflicht
  • Rätselaufgaben sind meist Mangelware
  • Partymitglieder sind keine Stereotypen - das bereits erwähnte zynische Zauberbuch Weiss, die außen harte, innen weiche Kaine sorgt für herzhafte Lacher sobald sie mal wieder ausrastet und Emil, der eine Art "Cyclops" von X-Men ist, bringt mit einer maßgeblichen Änderung seiner Selbst Abwechslung und viel Mitgefühl ins Spiel - die Reaktionen der Mitglieder untereinander bleibt hängen - und das ist ein Ziel, was wenige Spiele erreichen

Fazit:

"Nier, das gönn ich mir?" - vielleicht hartgesottene Fans von Action-RPG's oder Liebhaber toller Stories spielen das mit großer Leidenschaft durch. Ich fand's gut, es nervte hin und wieder aber ziemlich - dafür war das Unerwartete stets ein winkender Lohn zum Weiterspielen. Zweites Mal durchspielen? Nö, reicht mir. Aber endlich war's mal kein rundenbasierter Quatsch. Vielen Spielen gehört endlich mal dieser Bart abgeschnitten. FFVII mag toll sein - aber die Zufallskämpfe gingen mir so dermaßen auf den Zeiger, dass beim kleinsten Schritt wieder ein Zufallskampf begann. Durch diesen unglaublich hervorgerufenen Zorn hätte ich die Discs liebend gern in Haufen Einzelteile zerbrechen können. Und dieses ewige Rumgetanze vor und nach dem Kampf. Da passiert nichts - außer, dass du deine Lebenszeit für einen Haufen Warterei verschwendest.
Und da war mier Nier liebier.
Punkt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen