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Freitag, 17. Mai 2013

Far Cry 3 - Blood Dragon



The Revenge of the 80er-Jahre-C-Moviekeule

STOP STOOOOOOOOOOOOP!
Bevor hier einer von euch Banausen auch nur anfängt den eigentlichen Test zu lesen, drückt einfach vorab auf folgendem Soundtrack-YouTubevideo auf "Play" und genießt dann den Test so wie er ankommen soll.
Thanks, mates!


Jaja, was man hat vor ca. einem Monat noch gestaunt und das offizielle erste Addon zu "Far Cry 3" als genialen Aprilscherz gehalten - und nun, seit Anfang Mai ist es da und weiß ganz besonders die Mittzwanziger / Anfang Dreißiger Mädels und Jungs, die immer noch gern in den guten alten Tagen schwelgen, zu beeindrucken.

Was habe ich es geliebt die ganzen altersbedingt eigentlich für mich gar nicht geeigneten Tapes meines Onkels durchzukramen - allesamt in eine verstaubte alte Kiste verbannt, hatte ich als kleiner Bub in den 90ern definitiv großzügigen Zugriff auf eine Actionfilm-Sammlung, die hauptsächlich aus "Arnold Schwarzenegger", "Sly Stallone", "Jean-Claude Van Damme", "Dolph Lundgren", "Bruce Willis" und anderen verdammt coolen Stars bestand.
Die typisch mit dort gerade schwer in Mode gekommenen Synthesizern abgespielte Spannungsmusik, mit gern viel Neonfarben strahlenden Großstädten, generell einfacher, aber handgemachter Tricktechnik und witzigen Dauerwellenfrisuren - all das und noch viel mehr hat jeden einzelnen Film mit einer gewissen Sympathie verziert, sodass ich noch heute gerne rein schaue, mir herrlich doofe Sprüche geben lass' und nebenbei weiß: "Verdammt, so voll mit arroganten Sprüchen, dämlichen Nachmittagsopferkinderunterschichten-TV-Shows und so vernetzt waren wir Leute in der Zeit noch nicht - da war's noch relativ simpel, überschaubar und ganz klassisch retro."


Und genau darauf zielt "Blood Dragon" (Standalone Addon) auch ab - keine Partykiddie-Fortführung des Hauptspiels, kein Jason Brody, kein Vaas 2.0 - einfach nur eine gute, alte Rambo VS Evil B-Movie Story, die lauter kunterbunte Elemente in einen Topf wirft und darauf scheißt was dabei rausgekommen ist.
Nun, zumindest so die Theorie.
Natürlich ist Blood Dragon genial in seiner Grundstruktur und auf jeden Fall zwei Blicke wert, doch mit einem Element hätte ich nicht gerechnet:

Die (Un)Kunst der Kopie!

Autos werden schnell überflüssig - da hilft auch das Hula-Hula-Wackelmädchen-Artefakt aus FC3 nichts mehr. Rex ist bald zu Fuß 3x schneller.

Erinnerte mich ein bisschen an Super Mario. Hier hätte eine abgedrehte Begegnung gut getan.

Denn auch wenn "Blood Dragon" eine einzigartige Kampagne verspricht und aussieht als wären es schön einfach gehaltene, straighte Levels, die wie in einer Geisterbahn ein Schienennetz aus tausend und einer krass durchdachten Cutscene besteht, hat falsch gedacht.

Hier bekommen wir nach einer kurzen, sehr gelungenen Einleitung inklusive minimalistischen 8-Bit-Videos und Verarsche allgemein fensterüberladener und Spielspaß-bremsender Tutorials die Wahrheit ins Gesicht: das Addon verhält sich im Prinzip genau so wie man es schon von Far Cry 3 kennt.

Doch womit haben wir es eigentlich zu tun?
Sergeant Rex Power Colt (engl. voice = Michael Biehn), ein "saucooler" Held wie er im Comic steht, halb Mensch, halb Maschine (oder kurz: Mark IV Cyber Commando) muss im turbolenten Zukunftsjahr 2007, das hätte nicht bunter und absolut hypermoderner sein können, Colonel Sloan das Handwerk legen.

In Terminatoransicht werden Feinde markiert, damit man sie später durch Wände im Auge behalten kann.

Natürlich geht dabei ein guter Freund drauf und muss gerächt werden.
Außerdem ist klar, dass Rex das Mädel im Film kriegt und in einer ausführlichen Bettszene mit ihr rumvögelt - und das natürlich, bevor die es dem fiesen Bösewicht endgültig an den Kragen geht.
Billig, den 90ern entsprechend "futuristisch" gestylte Menü's waren genauso wie die Homepage - http://fc3blooddragon.uk.ubi.com/ kein einmaliger Gag, sondern absichtliches Programm. So flackert auch das Ubisoft-Logo zu Beginn in schon leicht angekratztem VHS-Band über den Bildschirm und weiß alles schlicht zu halten, was nur schlicht zu halten geht.

Und wie schaut's jetzt mit der neuen digitalen Umgebung aus?

Neue Insel, optisch nicht berauschend, aber weitläufig mit mehreren Basen, die natürlich zuerst von Feinden besetzt sind, man aber nach und nach erobern sollte (weniger störende Zwischendurch-Feinde, schneller EXPs, mehr Schnellreisemöglichkeiten) und einer Menge Sammelitems, die insgesamt wenig bringen und sogar bei Vollständigkeit leider kein besonderes Geschenk übrig haben.

Basen werden durch hoch in den Himmel schießende Lichtsäulen gekennzeichnet: Rot = zu erobern, Grün = eingenommen.

Flora gibt's dieses Mal nicht - also Heilspritzen herstellen nicht notwendig. Aber dafür gibt's wilde Tiere - aber im Prinzip Remakes von Altbekanntem - nur dieses Mal sind's halt Robohunde, Metallohaie und supergefährliche Mechanokrokos. Wenn man die Viecher lootet, erhält man... tadaaaaaaaaa: Cash! Aber hey - das passt zum allgemein humorigen Stil des Spiels.
Anders bei toten Cybersöldnern. Die hinterlassen nämlich Herzen, die gesammelt und wie der normale Stein zur Ablenkung auch geworfen werden können.
Und zu welchem Zweck genau?
Um die titelgebenden BLOOD DRAGONS von einem selbst weg- oder in feindliche Basen reinzulocken. Die Viecher sind nicht nur äußerst zäh, sondern auch megaangriffslustig, weshalb sie auch, falls in Angriffsreichweite, auch im HUD mit dem Lebensbalken angezeigt werden. Ihre Fähigkeit: spezielle Laserbeams wie Cyclops von den X-Men abzufeuern, die ganz besonders zu Beginn des Spiels HEFTIG Schaden austeilen.

Here goes da BOOOOOOOM! Blood Dragons fackeln nicht lange, sehen zwar nix, aber wenn nur ein unidentifizierbares Geräusch auftritt, wittern sie leckere Cyberhäppchen. Sind sie Grün, ist alles okay. Gelbe Färbung heißt: Vorsicht und Rot freilich: LAAAAAAAAAUF!

Wer klug ist, umgeht die Viecher - erst nach einigen Levelaufstiegen kann man sorglos vorbeirennen - oder lotst die Minidinosaurier in feindliche Stützpunkte und erleichtert sich somit die Klärung dieser.

Generell gibt's diverse Spielmechanikabänderungen zu verkünden.
So fällt direkt auf, dass ihr zwar wie gewohnt in Shopstations euer gesammeltes Geld loswerden könnt, aber keine Baumaterialien mehr sammeln müsst, um Verbesserungen der Waffen zu kreieren.
Um diese zu erhalten, müsst ihr entweder
a) seltene Items zusammen sammeln (etappenweise gibt's Extras - hört aber meist mittig der insgesamt verfügbaren Items unerklärlicherweise auf) oder
b) Missionen (Haupt- oder Nebenmissionen) oder
c) bestimmte Minibedingungen (Töte 10 Tiere) erfüllen.

Level-Ups bringen vordefinierte Verbesserungen für eure Character Abilities. Gezielte Auswahl ist (außer beim Kauf von Weapon Upgrades / Attachments) nicht mehr möglich.

Erst dann könnt ihr die vier zu Beginn erhältlichen Cyberbleibschleudern (Maschinengewehr, Shotgun, Pistole und Sniper) aufrüsten, erhaltet aber später nur nicht weiter aufrüstbare Waffen im Laufe der Main Missions (Flammenwerfer, Gatling, Pfeil und Bogen).

Üüüüüüübermächtig - zwar erst an zweiter Stelle der Weapon-Rangliste, doch die beliebste Art Feinde auszulöschen. Hat hohen Munivorrat und lässt sich billig nachtanken.

Bei den Basenruns bietet sich natürlich der Bogen nach wie vor an, da ein Schuss gleich Instant Death bedeutet und Pfeile wieder aufsammelbar sind. Gerade zu Beginn merkt man deutlich, dass bis auf Kopftreffern den leider meist generischen Soldaten nicht viel ausmacht. Und obwohl es neue Gegner (Blood Dragons) gibt, sind die anderen nur ummodellierte Klons der üblichen Verdächtigen (Molotov-Werfer, normaler MG-Schütze, Flammenwerfer-Typ oder langsam wackelnder Tank-Muskelprotz).

Anfangs noch normale Munition, verschießt sie schon später derbe Laserstrahlen: das Maschinengewehr.

Bis auf normale vierrädrige Fahrzeuge (evtl. mit Geschütz oben drauf), Fluggleiter oder 2 Motorbootarten gibt's nichts Neues, was ihr fahren - und besonders nichts, was ihr gegen feindliche Hubschrauber tun könnt. Sollte nämlich in einer Basis der Alarm losgehen - und via Verstärkung einige Dinge am Himmel kreisen (Basis ist dann bis zu deren Ableben nicht einnehmbar) - habt ihr nur die Möglichkeit das Autogeschütz zu benutzen (Achtung: Gefahr durch Soforttod bei Explosion) oder, insofern bereits im Inventar, die Möglichkeit die Gatling einzusetzen. Es gibt keinen Rocketlauncher, keinen Granatwerfer - nur das Snipergewehr, mit dem ihr den Piloten aus dem Cockpit zaubern dürft.


Wer also schleicht und den Alarm komplett an einem Mast deaktiviert, kann Rambo spielen - alles andere bleibt wie beim Alten.



Leider sind aber ALLE bis auf EINE Nebenmission generisch und langweilig wie im Hauptspiel: gehe dahin, erlege das seltene Cybertier... gehe hierhin und schieße den ollen Fiesling um. Ach, kommt schoooooon! Und leider sind auch die meisten Hauptmissionen von Spannung befreit und wenig intuitiv. Bomben am Damm anbringen, Dracheneier im Cyberbau wegzündeln (anstatt Grasplantagen im Hauptspiel) oder durch ziemlich triviale Gänge von Untergrundbasen immer und immer wieder latschen, ist nicht besonders intuitiv.

Zum Ende hin wird's wieder interessanter. Gelungen: die poserische Nachladeanimation der regulär unbrauchbaren Shotgun.

Hier hätte ich mir tatsächlich mehr Scriptscenes, mehr Geradlinigkeit, Abwechslung im Aufgabendesign und allgemein krassere Ideen gewünscht - vieles bleibt auf der Strecke und gerade das Terminator-Feeling wird zwar insgesamt beibehalten, aber trotzdem hätten hier mehr Zitate, hätte mehr Einzigartigkeit generiert werden können.
Immerhin war der Trailer schon so andersartig.

Doch wo sind eigentlich die zeichentrickartigen Meisterleistungen hin?


Stattdessen gibt's leider:


Schade - bis auf die letzten Levels hätte man mehr aus dem erfrischenden Setting machen können. Trotzdem habe ich die ca. 5 Stunden Spielzeit sehr genossen. Leider gibt's wenig was den Preis von ca. 15 € rechtfertigt. Immerhin ergibt sich aber ein Flow, da man pro Kill / erledigter Mission / gesammelten Item immer besser wird, Levels aufsteigt und immer eine fest vorgegebene Fähigkeit frei schaltet. Leveln und freischalten macht hier Spaß - besonders, da Rex auch Stürze aus extremen Höhen locker weg steckt und nicht wie Jason bei jedem kleinen Ausrutscher fünf Lebensbalken verliert. Spätestens mit der Gatling und dem Bogen seid ihr einfach nur noch übermächtig - und das Spiel generell zu einfach.

Rex drückt seine innere Haltung gegenüber den minimalistischen einzigartigen Gameplayelementen auf Knopfdruck gerne jederzeit aus.



Fazit:
Ja, ich bin in der Tat ein wenig enttäuscht - hatte ich mir doch insgesamt mehr erhofft. Trotzdem entzücken all die kleinen liebevollen Ideen (Grundstoryaufmachung mit all den doofen Sprüchen, all der Kitschigkeit, der überaus tollen und 80er-authentischen Elektro-Musikuntermalung) und durch den relativ einfachen Schwierigkeitsgrad, das Leveln und dem schnellen, zielgenauen Gameplay wird man zügig in einen Strudel der Sucht gesogen das Spiel zu Ende zu bringen - und ist leider zu schnell durch. Und dann stellt man fest: WTF? Das war's schon?
Warum Open World Schema?
Warum so wenig Scripts?
Warum so viel Leerlauf und nicht Zitatdauerfeuer?
Hier hat einiges gefehlt - man hätte sich ruhig bis Ende des Jahres Zeit lassen sollen. Am besten warten bis es für 5 € zu haben ist - dann tut das Zugreifen nicht mehr weh!
Jedenfalls muss das Wagnis so ein krasses Release auf die Menschheit loszulassen (vor allem mit Segen vom Publisher) belohnt werden.
Fortsetzung folgt?
Ja bitte, wenn ihr dabei das aus-Fehlern-Lernen nicht vergesst!
All your ideas are belong to us!

2 Kommentare:

  1. Na toll! Da überlegt man sich tatsächlich mal ein Review für diesen Blog hier zu schreiben, und hat auch bereits die ersten Zeilen zu Far Cry 3 Blood Dragon fein säuberlich zu Papier gebracht, und dann liest man das hier! :D Macht aber nichts, ich finde schon noch was anderes, und besser hätte ich es sowieso nicht machen können.

    Erstaunt war ich als ich vor dem Tempel stand, und es beim eventuellen Weitergehen kein Zurück mehr geben sollte. Dabei hatte ich doch gerade mal 2 Lager erobert und noch so gut wie nichts freigeschaltet.

    Mit den ganzen Upgrades (die tatsächlich Spaß machen) ist es dann sowieso kein Thema mehr alles platt zu machen. Abgesehen davon zeugt die Gegner-KI höchstens von der Intelligenz eines 5€ Toasters. Auch schade: Keine richtigen Bosskämpfe. Die gibt es leider nur in den Zwischensequenzen.

    Eigentlich kann man zu dem Spiel nur eines sagen: Es ist bestenfalls ein Standart-Shooter mit nicht wenigen Schwächen. Wer einfach nur nach neuem und gutem Shooter-Futter sucht, lässt besser die Finger davon.

    ABER: Kinder der 80er und 90er mit einem Hang zu Terminator, Robocop, Van Damme und den ganzen SciFi Trash-Filmen kommen hier keinesfalls dran vorbei. Trotz der Schwächen und den auftretenden Längen verbrachte ich die meiste Spielzeit doch mit einem ganz ganz fettem Grinsen im Gesicht, das einfach nicht mehr weggehen wollte!

    Gründe dafür gibt es genug: Wirklich herrliche, alt bekannte Synthesizer-Klänge, Neon-Lichter in allen Farben, platter und trashiger Humor und vieles mehr. Eben all das, was wir früher liebten und als mega-cool empfanden. Ganz ehrlich: Ich hätte auch noch 10€ oben drauf gelegt, der Nostalgiefaktor hier ist einfach zu gut gelungen! Und spätestens wenn in schillernden Regenbogenfarben der eigene Schlachtenpanzer präsentiert wird, bekommt man ganz weiche Knie. :D

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  2. Lieber Pats,
    ich habe jetzt erst deinen Kommentar zu "Der Tod war mal wieder schneller" jetzt erst gelesen, das tut mir leid.
    Es tut mir ebenfalls leid, dass du frustriert bist. Meinetwegen.
    Kommentare interessieren mich (allerdings bin ich wie hier oft etwas verspätet) und ebenfalls ist Eiter und Gedärme wirklich meine Art meine Probleme (die real sind) zu verarbeiten. Natürlich könnte ich das auch privat machen in ein richtiges Tagebuch oder einen unbekannten Blog, aber ich mag die Vorstellung, dass da draußen jemand ist der sich tatsächlich dafür interessiert was ich schreibe - oder wie es mir geht.
    Liebe Grüße
    und ein weiteres Entschuldigung für die unpassende Positionierung dieses Kommentar - habe keinen anderen Weg entdecken können.

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