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Freitag, 2. September 2011

Deus Ex - Human Revolution




Wenn du könntest...

... würdest du deine menschlichen Fähigkeiten besser machen, indem du maschinelle Implantate einbauen lässt, die zu mehr Stärke, Intelligenz, Ausdauer, etc. führt?
Welche Antworten es auf diese Frage gibt, könnt nicht nur ihr selbst für euch, sondern auch mit dem lang ersehnten auf der E3 2010 mit einem bombastischen filmreifen Trailer gepriesenen "Deus Ex Human Revolution" finden. Denn es hat zwar gedauert, aber nun ist dieser Meilenstein endlich draußen. Wirklich Meilenstein oder ein gehyptes Produkt, was leider nicht hält was es wie andere Vertreter wie so oft verspricht?



Vorgeschichte

Die "menschliche Revolution" ist nunmehr der dritte Teil einer legendären 1st-Person-Rollenspiel-Stealth-Shooter-Reihe. Soviel Elemente in einem? Oooooh ja! Was sowohl bei "Hitman" als auch "Metal Gear" oder bei "Thief / Dark Project" klappt, funktioniert auch hier auf wundersam Sucht-bringende Weise. Wobei "Thief" oder "System Shock" dem Ganzen schon gefährlich nahe kommen. Auch eine Verbeugung gegenüber dem legendären ersten Teil ist es - und vermischt sich auch mit Elementen des Nachfolgers "Deus Ex 2: Invisible War" zu einem gelungenen Teil in moderner Grafik.
"Ion Storm" war übrigens für Deus Ex 1 sowie 2 ebenso Entwickler wie für Thief 3. Daher passt auch die Ähnlichkeit. Aber "Ion Storm" hat auch "Daikatana" gemacht, die größte Shooterenttäuschung überhaupt, die über Jahre verschoben werden musste, da immer neuere Elemente integriert worden wollten. Ähnliches Dilemma wie bei einem gewissen prolligen blonden Muskelprotz mit Hang zu dicken Wummen und nackten Weibern. Jetzt haben sich aber "Eidos Montreal" und "Nixxes Software" das begonnene "Deus Ex 3" zuende gestellt, nachdem 2004 "Ion Storm" aufgelöst wurde.
Schauen wir nun einmal, ob es nun zu einer Katastrophe oder wahren Offenbarung geführt hat.



Adam Jensen

Um einmal diesen Namen hier festzuhalten, bekommt er gleich seine eigene Überschrift. Er ist Hauptcharakter und Sicherheitschef einer Biotech-Firma, die sich auf die Erforschung von Nano-Implantaten spezialisiert. Diese sogenannten "Augmentierungen" sind wie Addons bzw. Ersatz für Organe oder Gliedmaßen im / am Körper. Fehlt dir der Arm: bekommst du einen neuen ran, der alles kann, was dein alter Arm konnte, nur dass du z.B. mehr Kraft besitzt. Oder bestimmte Gehirnfunktionen werden damit verbessert. Quasi entfernt sich der Mensch von seiner Natur und spielt Gott - die nächste Stufe der Evolution. Aber dem Wort nahestehend droht auch hier im Hintergrund eine knisternde Revolution, wie der Titel es ankündigt. Denn, dass es Menschen gibt, die dagegen sind - vor allem gegen Nebenwirkungen oder elektrotechnische Gefahren in den "Aug's", ist klar. Selbst Jensen mag diesen Fortschritt nicht, wird aber nach dem sehr guten Prolog (, die diverse Tutorialvideos (es gibt keine ingame-Einblendungen - ihr schaut in Ruhe ein Video mit Erklärung - toll!) bieten), schwer verletzt. Seine Freundin stirbt, er wird durch eine Notoperation gerettet und bekommt eben solche Ersatzarme geschenkt - neben vielen anderen Dingen. Dabei ist am Anfang seine Selbstgeneration & seine geballte Nahkampfkraft besonders auffällig. Denn: er arbeitet immer noch als Sicherheitschef - dafür aber in einer anderen Firma. Als Detektiv quasi.
Fortan müsst ihr euch durch eine riesige Intrige kämpfen... bzw. schleichen. Denn wie ihr dabei in der teilweise offenen Welt mit immer mindestens 1 Alternativweg vorgeht, ist euch überlassen.



Geheimnistuerei oder Mündungsfeuer?

Um es auf den Punkt zu bringen: Deus Ex ist ein klares Schleichspiel. Denn: wer zur Waffe greift, zieht insgesamt den Kürzeren. Grund: obwohl viel Munition in den Levels verteilt ist, bringt sie nur wenig Kugeln. Obwohl es ein mittels "gedrücktem Rechtsklick" aktivierbares Deckungssystem gibt, das den sonst nur in 1st-Person steuerbaren Jensen in 3rd-Person zeigt (auch beim Leiterklettern), ist es waghalsig zu ballern: ihr haltet nicht viel aus.
Und zu guter Letzt wäre da noch das jederzeit Erfahrungspunkte-spendierende Belohnungssystem. Wer Wachen mit der MP ummäht, bekommt das Wenigste. Wer sich heimlich von hinten ranschleicht, die Wache ausknockt, auf Knopfdruck wegschleift, in Lüftungsschächte an weiteren Feinden vorbeikrabbelt und heimlich das Türschloss hackt, erntet neben der höher belohnten heimlichen Ausschaltung der ersten Wache noch einen "Reisender"-Bonus, obendrauf etwas Punkte für's Hacken und dann noch den "Schlitzohr"-Bonus für's "Nicht-Entdecken". Gerade zu Beginn des Spiels bietet es sich an sich daran zu gewöhnen.
Der typische Schleicher heftet sich an Wände, schaut mittels 3rd-Person um die Ecke und wechselt per Knopfdruck kinderleicht die Deckung. Der Schleicher hat auch ein Auge auf das Radarsystem mit den in der näheren Umgebung befindlichen Feinden. Ein Schleicher upgradet auch nach Erhalt eines Praxiskits (= 1x Upgradepunkt nach Erreichen einer höheren EXP-Stufe) direkt im Spiel ohne Erreichen eines Shops die Augmentierungen und verpasst sich ein bei genügend Energie vorhandenes Tarnsystem. Aber nur, wenn die eigene Energie(= Mana)-leiste genügend gefüllt ist.
Oder du lässt dir die Sichtkegel der Gegner einblenden, lenkst sie mit geworfenen Gegenständen ab, aktivierst Roboter und programmierst sie auf deine Seite - oder aktivierst den lautlos-Bewegenmodus, sodass du sogar ohne Ton sprinten kannst.
Oder du schießt mit einem Betäubungsgewehr von weiter weg oder nutzt im Nahen die Elektrotaserpistole.
Es gibt allerlei Wege - auch den kampflosen - zumindest bis auf die Boss-Feinde. Genügend Lüftungsschächte, alternative Kletterwege (manchmal nur mit Höher-Springen-Aug nutzbar) oder knackbare Türen sind vorhanden.



Ohne Minispiel kommt kein Spiel aus

Wer Schloss- oder PC-Schutzsysteme hackt, startet ein kleines Minispiel, indem man eine kleine Übersichtskarte eingeblendet bekommt.
Der Start- und das Endziel leuchten bereits: Hackeingang & Firewall. Vom Hackeingang führen meist 2, manchmal nur ein Weg von ab - entweder zu einer nächsten Datei, einem Bonus oder Vereinfachung. Die gilt es dann zu übernehmen und den Weg (es gibt auch Einbahnstraßenverbindungen) zum Endpunkt (1 oder mehrere) zu finden. Und das rechtzeitig, denn bei jeder Übernahme eines Knotenpunktes ist eine prozentuale Gefahr eingeblendet, dass die Firewall euch entdeckt. Tut sie das, schmeißt sie euch aus dem System, ihr könnt für eine halbe Minute da nicht mehr hacken, es wird aber kein Alarm ausgelöst. Scheitern dürft ihr dagegen nicht so oft, sonst geht da garnichts mehr. Bei Bedarf kann ein übernommener Punkt auch abgesichert werden - was mehr Aufmerksamkeit erregt, aber auch mehr Zeit bis zum Entdecken schafft. Die Sache: die Firewall begibt sich beim Entdecken ebenso auf die Reise nach dir wie du nach dem Ausgang. Werden Punkte von ihr infiziert, kannst du sie zwar auch erreichen, aber das dauert länger. Zusätzlich kannst du sie nicht mehr verstärken. Dabei ist es  die Herausforderung auch zusätzlich erhältliche Tools wie "Zeitstopp" oder "Direkt-Übernahme" einzusetzen, wobei das letzte Tool einen Knotenpunkt - egal wie sein Zustand ist, SOFORT übernimmt. Die Hackfähigkeit kann man auch mittels Aug's erweitern - sodass auch Terminals der Stufe 5 (Maximum) keine Gefahr mehr darstellen.



Alles ist verbesserbar

Schnell wird euch auffallen, dass der liebe Jensen längst nicht alles tragen kann, was die Umgebung ihm so anbietet. Denn es gibt viiiiiiiiiiiel zu tragen. Und es gibt viiiiiiiiiiiel zu lesen. Per Knopfdruck gelangt ihr in ein mit mehreren Karteireitern versehenes Menü.
Zu finden sind dort: Missionsziele (Story & Sekundärmissionen - alle übrigens im HUD mit Waypoints stets markiert), das Inventar (von den Plätzen her erweiterbar - System ist dem von den alten Resident Evil-Teilen identisch), die Upgrades (alle Aug's, die schon da sind seit Spielstart plus derer, die es freizuschalten gibt - beliebig wie ihr wollt - es gibt alle sofort, auch das coole Taifun-Sprengsystem, das um euch herum im 8m-Radius Sprengkugeln abfeuert), die übersichtliche Karte (, die sogar Einsicht in mehrere Stockwerke gibt) und das Protokoll (gefundene eMails und eBooks - beim Lesen findet man oft Zugangsdaten = PC sowie Codes = Codetafel).
Was die Übersicht angeht, gibt es nichts zu meckern. Auch nicht an der sehr präzisen Steuerung (es kann sogar im Ducken gesprungen werden - ha!).



Grafik, Sound & Story

Leider ist mir bei dem Spiel eines aufgefallen: dass die Grafik der vielen vorgerenderten Zwischensequenzen nicht wie im Trailer in HD und ultraklasse sind, sondern lediglich in Spielegrafik. Blöd. Also kann man die geballte Pracht von Deus Ex, die man vom Trailer gewohnt ist, nur im Trailer bestaunen.
Jedoch sind die Umgebungen / ist das Leveldesign hervorragend: japanische Slums, eisige & verlassene Forschungsstation, Untergrundlabor, Dance-Club oder Detroit - die Zukunft macht Laune. Nur fällt bei der butterweich-ablaufenden Grafik nur bei näherem Betrachten auf: so detailliert ist das alles garnicht. Und meistens auch mit einem Bloom-Effekt schick kaschiert - überall leuchtet es gerne mal. In manchen Büros so sehr, dass man nichtmal mehr ein Portrait-Bild erkennen kann. Bei allem Auge-Zudrücken war es dann für mich doch gegen Ende zuviel, dass man meist innerhalb von Gebäuden unterwegs ist. Es bietet sich hier zwar an, kann aber doch schonmal nerven. Man merkt aber, dass die Entwickler da schon sehr viel rausgeholt haben.
Der Soundtrack & die deuschen Synchronstimmen sind stets professionell - alles filmreif, niemand nervt oder fiepst unerträglich umher. Auch die Filmsequenzen wissen zu überzeugen und für Spannung zu sorgen - wobei sich die Geschichte nachher nicht mehr ganz so spannend präsentiert, indem einen Haufen Namen und Begriffe fallen, die immer gern in solchen Universen genutzt werden. Reduzierung auf das Wesentliche ist dann meist besser.
Bei den sauviel lesbaren Mails, Zeitungen und eBooks hatte ich auch irgendwann keinen Bock mehr - manchmal stand nur Mist drin, der für mich garnicht relevant war. Dass es das Universum charakteristischer macht, ist schön, betrifft mich aber nicht, da es eh nur eine Handvoll Shops gibt, wenn man nicht gerade auf eingrenzender Mission unterwegs ist. Denn: die Zentrale ist "Sarif Industries", der Laden, wo Jensen arbeitet. Da & vor dem Laden, also in den Straßen von Detroit könnt ihr euch frei bewegen. Supergroß ist es nicht - man stelle sich einfach "Bioshock" vor. Übrigens funktioniert das Spiel auf ähnliche Weise. Hier und dort - überall gibt es Alternativwege, aber eine richtig freie Welt gibt es nicht. Überall gibt es dann wieder Wände und Grenzen, die euch nur in einem recht großen Käfig umherlaufen lassen. Eine Welt wie in "Gothic 3"? Niemals! Und wenn's dann auf Mission geht, hört's auf - da gibt es zwar auch Alternativwege (allerhand) - aber meist einen strikten Weg nach vorn. Zurück in andere Levels geht es nicht - die straffe Story verhindert dies. Wobei z.B. eine japanische Stadt in 2 Teile gestückelt wurde, die IMMER wechselbar sind.
Die Nebenmissionen sind alle kleine Geschichten, die sehr spannend und gern auch so länger dauern - vorbildlich!
Wie in den vorherigen Teilen könnt ihr zum Schluss des Spiels euch für mehrere Enden entscheiden. Aber nur dort - was mit einem Kurz-Vorher-Speichern unter Garantie - nicht verpassbar ist. Dabei sind die Endsequenzen sehr gut und dezent moralisch - regen zum Nachdenken an.




Sonstiges:
  • die Grafik ist zwar allgemein sehr hochwertig, aber Charaktere sehen teilweise recht hölzern auf
  • Lippensynchronität ist eher dürftig
  • wer Geheimnisse sucht, wird oft großzügig belohnt
  • es gibt kaum Kontakt zu Menschen aufzubauen - nur Storycharaktere spielen eine Rolle (finde ich persönlich übersichtlich und gut - es hätten nur ein paar mehr Charaktere / Nebeneinsätze sein können)
  • Geld gibt es in Massen und im Prinzip nur dafür gut die raren "Praxispunkte" in LIMB-Kliniken zu erwerben - alles andere findet man eh
  • Jensen besitzt neue Augenimplantate, die das HUD darstellen - ua. auch den nächsten Waypoint - und zeigen die Interaktions-Objekte mit einer gelb-leuchtenden Umrandung (sehr gut!)
  • Gespräche sind Multiple Choice - öfters gibt es Entscheidungen zu treffen wie man auf wen reagiert
  • die Gegner bemerken einen schnell - und suchen die Umgebung klug ab - wer laut umher rennt (es reicht meist schon ein Gehen), der riskiert störende Aufmerksamkeit
  • der Nahkampf kann auf Wunsch tödlich oder betäubend sein
  • Aug's verbrauchen Spezialenergie ( = Mana), das durch Items wieder gefüllt werden kann
  • Leichen / Betäubte können durchsucht & weggezerrt werden (wie in Hitman)
  • vorteilhaft: man sieht stets beim Thema der ausgewählten Antwort auch den Text, was man GENAU sagen wird - und nicht die ungefähre Richtung wie bei Mass Effect 2
  • man kann viele Items einfach vor der Nase des Besitzers einsacken - eine feindliche Reaktion fehlt ... beim Hacken sieht's allerdings anders aus
  • schmeiße NIEMALS einen noch so harmlosen kleinen Pappkarton auf befreundete NPCs!
  • das Spiel macht süchtig (ich konnte es mehrere Stunden am Stück nicht aus der Hand legen)
  • Soundtrack & Modernität erinnern gern an TRON
  • Jensen's Brille erreicht neuen Coolnessstatus (neben der von Morpheus aus Matrix)
  • schade: ich freute mich jedesmal auf die Endgegner und erwartete bei dem ganzen Feeling die abgedrehte Einzigartigkeit jeder Bösewichte wie in "Metal Gear" - leider sind sie alle mit Draufballern besiegbar



Fazit:
Deus Ex - Human Revolution habe ich jetzt nach viel Spannung und Spielspaß, ja... regelrechter "Sucht" durchgespielt. Und ich bin ganz der Überzeugung: KAUFEN! Es begeistert sowohl Schleich- als auch Ballerfreunde, da nicht nur beide Wege vorhanden & möglich, sondern auch unglaublich gut umgesetzt sind. Man hat nie den Eindruck einen halbherzigen Shooter, dafür aber ein 2tes Splinter Cell in den Händen zu halten, sondern ein Profi-Produkt. Der Soundtrack, die Geschichte, die Charaktere oder deren Stimmen - ja sogar die Grafik, die sich groß angekündigt hat, aber nur klein ausfiel, kann sich hier hinter unauffälligen Kaschierungen versteckend präsentiert, überzeugt auf ganzer Linie. Das Universum ist stimmig - es gibt sauviel zu entdecken. Nur manchmal... da merkt man, dass der liebevoll designte Level seine Grenzen hat. Die sauvielen Alternativwege zum Ziel entdeckt man meist sehr leicht - es macht aber stets viel Spaß. Schießen, Hacken, Schleichen, Überzeugen, Springen, Fallen, Upgraden - hier ist alles möglich. Dein Weg zum Spielende ist hier einzigartig.
Ein Spiel, das mich neben vielerlei Gurken wirklich überzeugt hat.
Ein Spiel, von dem ich seit dem Trailer wusste, dass es ein Kracher wird.
Ein Spiel, das wirklich ein Spiel im Sinne eines Spiels ist: ausprobieren was möglich ist.
Seie noch heute Teil der Zukunft und hol dir dein Exemplar von "Deus Ex HR". ;)

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