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Samstag, 10. September 2011

The Baconing




Das große Backen

I AM DEATHSPANK - HERO OF THE DOWNTRODDEN! Wer an dieser Stelle amüsiert lächeln muss, wird sich freuen, dass aktuell der nunmehr dritte Teil der "DeathSpank-Saga" unter dem verwirrenden Titel (nicht Untertitel!) "The Baconing" erschienen ist. Für alle Neugierigen vorweg: es hat sich (fast) nichts geändert: der Humor ist immer noch der genial-gleiche und auch mit dem dritten Teil ist kein Ende von Ron Gilbert's neuem tollen Comic-Helden in Sicht.
Zum Hintergrund: "DeathSpank" wurde Ende 2010 von SCUMM-Engineprogrammiererlegende "Ron Gilbert" erschaffen - nach jahrelanger Abstinenz. Die damals von ihm erschaffene SCUMM (Script Creation Utility for Maniac Mansion)-Engine wurde zur Grundlage vieler LucasArts-Hits, an denen er maßgeblich mitentwickelt hat. Allen voran wie SCUMM schon vom Namen her preis gibt: Maniac Mansion. Weitere sind Zak McKracken, Indiana Jones 3 (Last Crusade) oder Monkey Island 1 & 2.
Der gute Ron hatte 1991 mit Monkey Island 2 seinen vorerst letzten Handschlag im Gaming-Business getan. Bis heute traf er sich zu einigen Ideen mit Tim Schafer zur Beratung (die beiden sind vermutlich gute Freunde) - doch seit letztem Jahr ist er mit sehr guten Ideen wieder zurückgekehrt. Aber "DeathSpank" alleine mit rund 8 Stunden Spieldauer für ca. 13 € (per Steam) war für 2010 nicht genug, also folgte einen Monat später der Nachfolger mit dem Untertitel "Thongs of Virtue".
Nach einem Jahr Pause ist es jetzt also wieder soweit und man beherrscht uns ein weiteres Sequel.
Doch zeigen sich schon erste Abnutzungserscheinungen oder ist der Spielspaß immer noch jede virtuelle Münze wert?



Tanga-Regel:

Ziehe niemals die 5 Tangas der Tugend GLEICHZEITIG an. Denn ansonsten erschaffst du ein bösartiges Ebenbild deiner Selbst, das versucht die Erde zu verdammen. Genau das ist "DeathSpank" widerfahren - alles nur, weil er doch keine Ahnung hatte. Jedenfalls ist es genau richtig für den sich in der Zukunft lebenden und langweilenden Helden. Denn irgendwie schade, dass er nichts mehr zu tun hatte, wo doch die Welt gerettet war - immerhin kann der gute nichts anderes.
Und da greifen die ersten Herrscharen des "AntiSpank's" an und los geht's. Ziel ist es nun jeden einzelnen Tanga in einem Bacon-Feuer zu vernichten, daher der Titel "Baconing", damit der unverwundbare "AntiSpank" nun verwundbar wird und von der Welt getilgt werden kann. Warum das Spiel nicht einfach "DeathSpank 3: The Baconing" hieß, weiß keine Sau. Zumindest wäre diese Tatsache ein gefundenes Fressen für James Rolfe. ;)



Alte Bekannte

Begrüßen tut den Spieler sofort die nette 3D-Grafik im Comic-Stil - die Kamera lässt sich nicht drehen und so ist es möglich über die Welt verteilt 2D-Pappgebüsche und andere 2D-Objekte darzustellen, sodass es sowohl zum Superheldenflair passt als auch bühnenhaft wirkt. Die Welt wirkt immer noch wie ein kleiner Planet, dessen weite Flächen ab ca. 20m Entfernung erst sichtbar werden. Ähnlich "Super Mario Galaxy". Waschecht wie ein Diablo spielt es sich ebenso - mit Linksklick drischt man mit der Waffe, die in der linken Hand ist, mit Rechtsklick die in der rechten.
Vorzugsweise rennt man dann mit Nahkampfwaffe links ausgerüstet und Fernkampfwaffe rechts ausgerüstet durch die Gegend. "Unendlich Munition" - das Stichwort aus dem ersten Ableger, ist jetzt wieder zurück, nachdem im zweiten Teil "Thongs of Virtue" es nervte, dass Feuerwaffen viel zu schnell leergeballert waren. Immer noch gibt es das gleichaussehende Inventar, das unheimlich viel tragen kann und pro Item nur 1 Slot benötigt (Questgegenstände sind in einem Extra-Inventar - wo man dort auch Questgegenstände kombinieren muss, was aber aufgrund der geringen Rätseldichte leider nur ca. 2x der Fall war). Jeder Gegenstand lässt sich übrigens "grinden" - wenn ihr also quasi etwas loswerden und dabei zu Barem machen wollt: Rechtsklick und "Confirm" wählen.
Wie zu erahnen geht das relativ fix, sodass auch bei vielen Items, die aber je nach Spielartwunsch mehr oder weniger gebraucht werden, schnell überflüssig viel Geld rauskommt. Ich z.B. wusste weder was mit Granaten und sonstigen Dingen anzufangen, da eh nur im hektischen Kampfgetümmel 4 Schnellinventarplätze zur Verfügung stehen. So hatte ich ca. 500.000 Dollar gegen Ende des Spiels und meine sündhaft vergeudeten Tränke wurden damit locker flockig bezahlt. Nun gut, sagen wir mit einem Quäntchen.
Waffen gehen nie kaputt, genauso wie die Rüstung nicht, die DeathSpank automatisch anzieht, sobald sie besser ist. Jede Rüstung hat nur 1 Attribut und es gibt keine Konkurrenz, weswegen ein überflüssiges Vergleichen wegfällt. Einzig und allein Waffen haben beispielsweise mal extra "Natur-" oder "Feuer"-schaden, wobei nur Natur im Storyverlauf benötigt wird, da es die einzige Möglichkeit ist Geister zu besiegen.
Neben Schutztränken und verzauberten Granaten ist die Auswahl ziemlich beschränkt, was das übrige Angebot angeht. Bekannte Questgeber sind genauso dabei wie die nette Übersichtskarte, welche übrigens viel mehr Platz zur Verfügung zu stellen glauben lässt als das tatsächlich der Fall ist. Aufgrund der einjährigen Entwicklungspause vermutete ich einen Quantensprung in Richtung Quests, aber auch dieser dritte Teil dauert so seine 8 Stunden und hat quasi keinen Wiederspielwert außer dem hohen Funfaktor, der die Herzessenz des Spiels darstellt. Die vielen guten skurillen Jokes samt dem süchtigmachenden RPG-Feelings macht es aber allemale empfehlenswert.
Dinge, die sich ebenso nicht verändert haben, sind die vielen abgefahrenen Gespräche mit neuen & altbekannten Charakteren; die professionellen Sprecher (allen voran DeathSpank); die vielen Verarschen gegenüber typischen RPG's und sogar Filmen oder Zeitepochen bzw. Ikonen dieser; die vielen Quests (an die guten 100) - diese sind zwar vom Erledigungsgrad hin und wieder sehr innovativ, neigen aber schonmal gern zu Sammel- oder Tötungsaufgaben - hin und wieder darf aber gerätselt werden, was auf den Adventureursprung von Mr. Gilbert zurückzuführen ist; das Charakteraufwertungssystem, was nach einem Aufstieg dir die Wahl zwischen 3 Ability-Karten gibt, die dich entweder mehr Schaden austeilen oder einstecken lassen. Beispielsweise - Level 20 ist dabei das höchste der Gefühle, den man auf jeden Fall schon wegen der vielen Quests, ansonsten wegen den respawnenden Gegnern definitiv erreichen wird, eine Reise mit einem Schiff ist auch wieder drin oder auch die Schnellreisefunktion mittels Klohäuschen.



Spielprinzip

Du hast Waffen, da sind Gegner - jetzt geh da raus und klopp' sie um! Mehr gibt es über DeathSpank nicht zu wissen. Ein typsiches Hack'n'Sly-RPG mit Sammelfaktor, wobei es typischerweise allerlei Gegenstände zu verwalten gibt, wobei man sich wie gesagt auch nur auf wenige beschränkt. Inventarmanagement ist somit schnell und einfach (auch dank des "Sort"-Buttons) gelöst und es kann weiter gehen. Nach einer Weile kommen Questgeber, die sich in lustige Unterhaltungen verwickeln lassen, welche manchmal gefühlt zulang dauern, da sie eh kein großes Rätsel aufgeben, sondern nur etwas vernichtet oder eingesammelt haben wollen. Wie schon erwähnt gibt es auch Rätsel, die leicht an klassische Point- & Clickadventureaufgaben erinnern. "Mache dich unsichtbar und schleiche am unüberwindbaren Gegner vorbei." oder "Kombiniere Stofftierhälfte A mit Hälfte B und übergib sie dem Kind." - da alles offensichtlich ist, macht es meist keine Probleme. Ansonsten helfen sogenannte und bekannte "Fortune Cookies", also Glückskekse, damit das Spiel bei Quests hilft. Ein Keks deckt 1 Tipp auf, der nächste den zweiten bis zum dritten und letzten, was stets die Lösung darstellt. Punkteabzug gibt's nicht - genauso wenig für's Sterben. Euer Geld liegt nur nackt am Todesort - alles andere habt ihr noch am Körper. Schwierigkeit? Oooohja! Die ist trotzdem da. Glücklicherweise lässt sich der Schwierigkeitsgrad während der Kampagne verändern, sodass ihr fix auf "Leicht" stellen könnt. Zumindest stellte ich das so ein zum Genuss des Spiels.
Heilen könnt ihr euch zwar auch, aber da gibt es bestimmte Regeln. Pro Level fallen nicht nur bessere Waffen, sondern auch Rüstungen oder Nahrungsmittel bzw. Tränke. Je nach Stufe - das gilt auch für Anfangsminigegner. Fast jede Stufe hat seine eigenen Nahrungsgegenstände - mal ist es ein Stück Steakfleisch, mal ein Lollipop, mal ein Sodagetränk. Während der Held das verzehrt, kann er nichts tun außer sich bewegen - pro Sekunde heilt er je nach "Leistung" des Items. Ein Timer läuft ab bis das Zeug aufgebraucht ist. Werdet ihr derweil angegriffen, bricht der Vorgang ab und das Heilitem ist verloren. Deshalb sind Heiltränke besser, die es in 3 Stufen gibt: schwach, mittel & stark. Wobei ihr "Stark" zu Beginn garnicht findet bzw. verwenden könntet, da es auf einen Figurlevel begrenzt ist. Da ihr aber auch nur 5 von jeder Sorte gleichzeitig tragen könnt, habt ihr auf Level 20 vorm Endgegner nur 5 effektive und 10 Spielzeuge an direktem Heilzeugs dabei. Bei einem vergleichsweise gigantischen Inventar ist das natürlich auffällig, worauf die Entwickler es abzielten: Herausforderung bzw. gedehnte Spieldauer.
Übrigens: gesteuert wird gewohnt über die Maus, alternativ auch mithilfe von WASD, was sich wesentlich entspannter spielen lässt. Übrigens²: Manche Waffen können DeathSpanks durch totgeprügelte Gegner steigende Rage-Anzeige nutzen. Aber nur manche. Dann löst man einen Spezialschlag aus, der sehr verheerend wirken kann. Leider kann man den nicht gezielt einsetzen, sondern er wird automatisch ausgeführt, sobald die Leiste voll ist. Man müsste dann theoretisch auf den schnell hinswitchbaren zweiten Waffenausrüstungssatz wechseln, wo man eine solche Waffe einbindet. Dies ist aber unnötig umständlich und manchmal auch blöd, da die Spezialwaffe die derzeit allgemein beste ist.



You're not alone, my friend!


Die absolute Neuerung dieses Ablegers ist die Tatsache, dass man lokal zu zweit spielen kann. Ist ein Gamepad angeschlossen, darf ein Kumpel oder die hübsche Freundin direkt einsteigen und einen "Hammerhai" spielen. Wer das ist, weiß keiner und ist auch egal, doch er kann speziellere Dinge als DeathSpank.
Auf Knopfdruck beherrscht er ein "unter die Erde tauchen" - dient zum Verstecken, Ablenken oder möglicherweise auch um in versteckte Gebiete zu gelangen. Laseraugen hat er auch als Spezialangriff und auftanken kann er sich mittels Leichenfressen. Interessante Funktionen, getestet habe ich das noch nicht ausführlich, da ich mir dieses Erlebnis für jemanden aufhebe.
Fakt ist: es geht zu zweit!



And the Oscar goes toooooooooo...


... the jokewriters! Ganz klare Sache. Jedes Gespräch, jeder Waffenname, ja - übertrieben gesagt jedes Polygon / jeder Pixel zielt darauf ab den Spieler zum Lachen zu bringen. Und das Grandiose ist: insgesamt schafft es das Spiel exzellent zu unterhalten. Aber Vorsicht: nur für Leute, die der englischen Sprache mächtig sind. Denn sowohl Untertitel als auch Sprachausgabe ist hier wie gewohnt komplett in Englisch. Und das ist auch bitter nötig, damit der Wortwitz bzw. die Sprecher genauso rüberkommen wie es gedacht war. Welche Highlights hier zu erwarten sind, verrate ich lieber nicht - aber ein Charakter hat es mir unglaublich angetan. Als kleiner Hinweis: eine verstorbene (oder nicht verstorbene?) Legende besetzt ein Grundstückgarten im Götterhimmel.




Sonstiges:


  • Magie gibt es nicht, dafür aber Nah- und Fernkampfwaffen, welche entweder normalen oder gesonderten Natur-, Feuer-, Eis- usw. -schaden austeilen und bei vollem Ragemeter beim nächsten Schlag einen Spezialangriff servieren (leider wird es wie gesagt durch den nächstfolgenden Schlag ausgelöst und nicht per Rechtsklick oder so - Verschwendung kommt da oft vor)
  • DeathSpank kann jederzeit mit einem nicht austauschbaren Schild abwehren - hält man die Taste dazu gedrückt, lädt man innerhalb 1 Sekunde einen Betäubungsschlag auf, der Gegner kurzzeitig lähmt - bringt aber fast nichts
  • die fehlende Möglichkeit in weitläufigen Dungeons nicht zum Ausgang zurückbeamen zu können, nervt gelegentlich mal
  • einige Rüstungssets sehen echt beschissen aus, passen aber zum Humor
  • es gibt wieder vorgerenderte Zwischensequenzen, aber leider 5x die inhaltlich komplett selbe zu 5 Hauptaufgaben - auch hatte ich insgesamt den Eindruck es gibt allgemein weniger davon
  • ein nicht ganz so gut gelungener Endkampf
  • Ende lässt Nachfolger vermuten


Fazit:
DeathSpank 3 (und nicht einfach nur „The Baconing“, wenn ich bitten darf) ist ein gelungener qualitativ hoher Nachfolger in äußerst gewohnter Spielweise: Metzeln, viele Quests erledigen, die zwar hin und wieder Rätsel aufgeben, aber nie schwierig zu lösen sind, sondern sich sowieso eher aufs „Töte X Monster!“ oder „Hole mir X-mal Produkt Y!“ beschränkt.

Trotzdem spreche ich eine eindeutige Empfehlung aus für Freunde des skurillen und einzigartigen Humors. Ron Gilberts Diablo-Klon mit ganz ganz eigenem Grafikcharme bietet Witze auf hohem Niveau, sehr gute ihre Arbeit liebende Sprecher & eine solide Spieldauer von 8 Stunden für 13 €. Was will man da mehr? Außer, dass das Spiel größer und länger wird solange der nächste Teil auf sich warten lässt. Denn: weiter geht es bestimmt. Und Gott sei Dank! Ideen sind den Entwicklern in Punkto Story und Questhintergründe oder Umgebung nicht ausgegangen. Aber leider gibt’s auch sonst nix Neues – außer den tollen Couch-COOP-Modus. Noch ein Kaufgrund – also: ruhig zugreifen und hoffen, dass die Serie nicht anfängt anzustauben. 

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