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Samstag, 23. Juli 2011

Folklore (PS3)




Es war einmal ...

"Folklore" - allein dieser ungewöhnliche Name und das sehr vielversprechende Cover waren ein paar Punkte, die mich sehr neugierig auf das 2007-releaste Spiel machten. "Action-RPG mit Echtzeitkämpfen", sagte ich mir euphorisch beim Anschauen von Ingamevideos - überzeugt war ich schnell, dass das kein einschnarchender Japano-X-beliebiges Schnodderspiel war (ich kann Final Fantasy echt nicht mehr sehen - lieber gewisse Emulatoren nutzen, die im Supermodus 400% vorspulen, wenn's mir mal wieder reicht mit dem ewigen Kampfein- und ausleitungsgetanze, sobald ein Zufallskampf beginnt oder alles Stunden, nein JAHRE dauert bis endlich mal irgendwas mit Story vorangetrieben wird).
Aber letztendlich wurde ich leider eines besseren belehrt: Japano-Rollenspiele sind einfach nichts für mich. Zumindest habe ich heute endgültig die Hoffnung verloren. Gebt mir mehr "Risen", "The Witcher", "Mass Effect" oder "Baldur's Gate" - es geht in diesen Spielen klar um ACTION, um VERBESSERUNGEN - um STORY im richtigen Maße... ein buntes & gekonntes Zusammenspiel. Doch all das verscherzt sich Folklore dann doch nach ca. 1 Stunde Spielzeit.
Worum geht's?

Ihr spielt entweder die hübsche jungblütige Ellen, die einen mysteriösen Brief von ihrer eigentlich verstorbenen / vermissten (so ganz weiß ich das auch nicht mehr) Mutter bekommen hat, in der Ellen gebeten wird irgendwo hinzureisen und sich mit ihr zu treffen. Irgendwas daran ist faul und so bereist sie einen gruseliges, leicht irisches bzw. britisch angehauchtes Dörfchen, das scheinbar irgendein Geheimnis birgt.
Oder aber ihr schlagt euch mit Keats, einem Reporter (meiner Erinnerung nach auch Forscher paranormaler Aktivitäten), auch eben zu diesem Dorf, weil euch eine unbekannte Frau am Telefon unter Hilfeschreien gebeten hat ihr dort zu helfen.
Jedenfalls stoßen Keats und Ellen schon früh genug zusammen und es ist nun an euch die Ermittlungen entweder auf der einen oder auf der anderen zu führen. Vorbildlich: nach abgeschlossenem Kapitel habt ihr immer wieder erneut die Wahl einen der beiden Protagonisten zu wählen. Dabei läuft der Kapitelzähler bei der sonst nicht gewählten Person nicht einfach mit, sondern ihr könnt quasi nach dem Prolog sofort mit Keats auch den Prolog spielen ... oder ihr setzt mit Ellen in Kapitel 1 die Suche fort. Im Prinzip ist ein zweiter Spielanlauf komplett von vorne nicht nötig.
Das einzig blöde: bis auf einige Unterhaltungen oder Schauplätze erlebt ihr quasi haargenau dasselbe - auch die Kämpfe unterscheiden sich nicht wirklich. Das allein kann schon sehr ermüdend sein, wird aber noch durch den später uninspirierten Ablauf einschläfernd fortgesetzt.



De-Motivation

Ihr steuert euren Helden / eure Heldin entweder durch die normale Welt, welche in der Nacht die Bewohner zu freundlichen Fabelwesen werden lässt oder durch die sogenannte "Unterwelt". Bei dem Namen denkt man bestimmt zuerst an "Hades" oder "Hölle", demzufolge Schrecken, Tod & Leid wohin das Auge blickt. Dem ist aber nicht ganz so: viele Unterwelten (es gibt insgesamt ca. 5) sind zwar thematisch unterschiedlich (einmal Weltkriegsatmosphäre in zerstörter Stadt, einmal Märchenwald), aber ebenso verwinkelt: ihr habt zwar immer eine Minimap oben rechts im Bildschirm, aber die ist leider garnicht mit der Karte aus dem Hauptmenü identisch - was ziemliche Verwirrung hervorruft. Dann sind die Karten auch noch ziemlich wirr angeordnet: einige führen im Kreis, andere die Story weiter. Dann sind sie noch ziemlich klein, sodass häufig während eines Mapchanges geladen werden muss. Später existieren dann 7 nicht beschrittene Ausgänge und das nervt gewaltig. Zudem man überall mit rein garnichts richtig interagieren kann - einzig und allein langweilige Gespräche mit lieblos verteilten & leblosen Figürchen führen. Hier oder dort etwas versteckt? Bullshit! Das animiert quasi dazu immer nur das Wichtigste zu machen und keine Geheimnisse zu entdecken - blöd, da die sonst recht hübsche Welt garnicht zur Geltung kommt. Das Spiel macht nämlich den Eindruck in der Menschwelt als wäre es ein Adventure - demzufolge vermisst man förmlich wie in den ersten Resident Evil-Teilen mit allem und jedem zu interagieren - es gab zu vielem ein Kommentar (Und wo ist das heute bitteschön geblieben? -.- Ein Schatten seiner selbst ist mit bruchstückhaften Elementen in RE5 davon übrig geblieben, obwohl es ein wundervoller Teil ist.).



Pokémon is everywhere!

Kernelement des Spiels sind aber die ein wenig andersartigen Kämpfe. Zuerst einmal sei gesagt: sie sind in Echtzeit, also keine Zeitschinderei, indem die Kameraansicht nach Zufallskampfbeginn verschwimmt, keine Monster & Charaktere, die sich total peinlich wie die Power Rangers erst mit einem Begrüßungstanz vorstellen, dann stundenlanges Draufhauen ehe mal ein Viech abnibbelt und zum Schluss (weils so schön war) - NOCHMAL ein Tänzchen, da man's ja geschafft hat. Ich erinnere mich da ganz eiskalt an Final Fantasy VII zurück. Ein Superspiel - bestimmt. Abgesehen von dieser nervigen Scheiße. Da fehlt mir der SNES9x-Turboknopf. Denn nicht wegdrückbare Penetranz ist ein Nervenkillerelement. Drum hab ich mich bei Folklore gefreut: Raufkloppen was das Zeug hält ohne viel Pause. Ihr kloppt euch in der Welt mit vielen verschiedenen Viechern - sobald ihr sie nahezu besiegt habt, leuchtet ihre Seele, ihre Essenz, rot auf & ihr könnt per Six-Axis-Controller-Kommando die Seele wie mit einer Angel fangen - oder sie alternativ einfach totschlagen (bringt aber nix). Diese Seelen ermöglichen euch diese Monster nun gegen andere einzusetzen - manche schlagen, andere betäuben, schützen, schießen, stechen - was auch immer. Je öfter ihr von einer Monsterform Seelen einsaugt, umso stärker werden sie. Welche Stufe die Monster haben, war mir nicht klar. Auch nicht wie lange der Exp-Combofaktor anhält oder wann ihr selbst eine Stufe steigt. Alles ist undurchsichtig und ihr seht auch kaum eigene Erfolge. Ein Inventar fehlt komplett - es gibt nichts auszurüsten. Nur ihr und die Viecher. Dazu belegt ihr die X-, Quadrat-, Kreis- oder Dreieck-Tasten mit den gewünschten "Pokémons" und aktiviert sie im Kampf. Tauschen während des Kampfes ist auch möglich. Verbraten tun sie Magie, welche sich aber selbst recht schnell regeneriert. Hin und wieder findet ihr Kristalle, die sich nur mit bestimmten Monstern öffnen lassen, beherbergen neben Instantheilung (ihr könnt nichts für später mitnehmen) auch andere Sachen, wie irgendwelche Nüsse, die man im Inventar nicht auswählen kann. Scheinbar sinnlos findet man sie immer und immer wieder. Sobald ihr sterbt, könnt ihr abspeichern ... und von was weiß ich anfangen. Das Spiel ist sehr leicht, da man mit den gezauberten Viechern immer auf Distanz bleibt und somit selbst kaum was abkriegt. Gestorben bin ich dann zum Schluss das erste Mal mit Absicht und hatte auch keinerlei Lust mehr dem Spielverlauf zu folgen.
Leider gibt es keine Sammelsucht, da in der zweiten Unterwelt kaum neue Folks sammelbar sind. Es gibt kaum wertvolle Gegenstände, keinen Schmied, keine Quest, keine sehr spannende Handlung... alles dümpelt so vor sich hin.



Sonstiges:
  • Kamera ist wie in den ersten Resident Evil- / Silent Hill- Teilen fest an bestimmten Punkten montiert, nur in der Unterwelt lässt sie sich größtenteils frei bewegen
  • die Sprache ist komplett deutsch, die Sprecher gehen in Ordnung - nicht berauschend, aber passen
  • die meisten Zwischensequenzen sind dann nicht mehr in Sprachausgabe, sondern nur als eine Art beweglicher 3D-Comic (3D-animierte Figuren erstarren quasi und es tauchen nur Sprechblasen auf) - sehr stylish, wie ich finde (hin und wieder kommen aber auch wieder Rendersequenzen)


Fazit:
Folklore macht mit netten Ideen wie dem Echtzeit-Kampfsystem samt Pokémon-artigen Monstern, dessen Seele ihr erst erwerben müsst, bevor ihr sie gegen ihre Artgenossen einsetzen könnt, einen guten Eindruck. Auch, dass die Geschichte in netten 3D-Comic-Bildchen erzählt wird, schicke Rendersequenzen und eine interessante Story zu bieten hat, überzeugt. Leider täuscht es aber nicht über den unmotivierenden Ablauf hinweg: ständig sinnloses, kaum forderndes Rumgekloppe; 2 identisch spielbare Charaktere; so gut wie keine Quests (der Wirt hat zwar angeblich welche, aber nie, wenn ich vor Ort da war) & eine absolut gruselig-interaktionslose Umgebung. Dazu noch ein wenig Verwirrtheit wegen dem Leveldesign und der Spielspaßkiller ist perfekt.
Folklore ist kein Geheimtipp, sondern zurecht irgendwie an mir vorbeigezogen. An euch auch? Na bitte! ;)

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