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Sonntag, 29. Januar 2012

Postal 3




Ich = Beta-Tester

Postal 3 ist da - und auch irgendwie nicht. Entwickler "Running with scissors", die mit dem "Drop-Down-Shooter"-Murks "Postal 1" meiner Ansicht nach noch für so gut wie gar kein Aufsehen erregt haben, schlugen mit "Postal 2" richtig in die Kerbe Trash-liebender Spieler und all den sonstigen, die Übertriebenheit ziemlich cool fanden. Ich gehörte dazu: in keinem anderen Shooter, der zwar animationstechnisch und grafisch total unterbelichtet war, konnte man NPCs an-urinieren, mit der Schaufel den Kopf von den Schultern schlagen, ihn wegtreten und von seinem Hundchen wiederbringen lassen. Oder Leute mit Benzin übergießen und anzünden, Katzen als Schalldämpfer auf Maschinengewehre schrauben oder gegen Taliban's kämpfen - was damals so gegen 2003 schon noch ein empfindliches Thema war, besonders beim Schwarzenegger-Film "Collateral Damage".

Na jedenfalls hatte es sogar Uwe Boll, Ex-Boxer und meistgehasster Videogame-to-movie-Transformer, geschafft einen Trash-Film draus zu machen (, der bestimmt aus seiner Sicht total toll war und was alle daran bloß auszusetzen haben, etc pp).

Und nun kommt - nach 8 Jahren der dritte Teil raus, der wieder mal eine andere Charakter-Perspektive bietet: und zwar Third Person. Ob das Sinn macht?



Die Mängelpalette ist kunterbunt

Die komische Sache ist, dass Postal 3 zuerst auf Steam vorbestellbar war, dann aber das Erscheinungsdatum gestrichen bekam, weil die Veröffentlichung wie geplant dann und dann ausfiel und nun ganz von der Liste verschwunden ist.
Beziehen könnt ihr das Spiel leider nur indirekt über die offizielle Homepage für 40 $. Zum Laufen braucht es aber widerrum Steam - ein wenig seltsam die Situation.

Leider tut sich patchtechnisch nicht soviel, obwohl die Foren voll von Problemfällen sind, die es im Einzelnen sehr deutlich machen: der Release war ein Test und wir sind die Kaninchen.

Sowohl das ernst gemeinte Grundkonzept wie die Story, die durch viele vorgerenderte, aber in allerbilligster Spielegrafik gehalten wurden, steuern dazu bei, dass das Spiel rund 15gb Festplattenspeicher frisst, selbst aber wenig Inhalt anbietet. Aber weiter erst einmal mit den Zwischensequenzen / Story: die Stadt aus dem zweiten Teil wird von Zombies überrannt und der Postal Dude flüchtet - der Kampf gegen Zombies dient als Tutorial mit dem neuen Deckungssystem (mittels Tastendruck lehnt der Dude sich gegen die nächste Wand und lehnt sich auf Wunsch zum Feuern hervor).
Wie man den Benzinkanister oder Granaten benutzt - unspektakulär, teils laienhaft inszeniert wirkt das alles wie gewollt und nicht gekonnt. Danach geht's mit gewollt lustigen, teils auch wirklich peinlichen Videos weiter und ihr erreicht "Catharsis", die Hauptszene von Teil 2.
Und müsst in der ersten Mission tierisch mörderische Katzen mit entsprechender Minze betäuben, einsacken und sie später als Waffe verwenden: Katzen sind nämlich diesmal keine Schalldämpfer, sondern können auf Leute oder auf die Straße geworfen werden, wo sie im ersteren Fall solange wild kratzen bis das Opfer tot (!) ist oder in letzterem als Tornado auf der Straße ziellos umher irren.

Genauso verplant reagiert die KI, die einen manchmal als Gegner registriert, manchmal nicht. Manchmal schießen Passanten auf einen, manchmal nicht. Feinde kommen aber sowieso immer wieder und wieder und wieder - und zwar unendlich.
So erhält man fix Munition, da gezielte Kopfschüsse die Gegner augenblicklich umlegen. Mit der Zoomfunktion fühlt es sich auch an, als ob der Damagefaktor der Waffe steigt. Jedenfalls ist das Zielen in 3rd Person manchmal schwierig und nervig, da Nahkämpfer so aufdringlich sind, dass Zielen kaum möglich ist oder der Feind erst einmal zu Boden geschlagen wird, da der Dude auf so kurze Distanz nicht abfeuert. Außerdem hatte ich den Eindruck die Perspektive zum Schießen ist für Postal garnicht so geeignet - was auch die Fans finden, die zweierlei Sachen übrigens wollen: einmal die Ego-Sicht zurück und einmal die...



Open-World

Mit der ist nämlich Schluss. Die einzelnen Levels sind inhaltlich zusammenhanglos aneinandergereiht. Dude macht einfach immer für irgendwen irgendwas - meistens schießt er Leute um. Waffen wie Staubsauger (mit rein und raus-Funktion), dem wildgewordenen Dachs (Equivalent zur Kettensäge), der Passanten den Rücken zerkratzt oder Molotov-Cocktails oder so machen kaum Sinn. Pistole und M16 werden meist genutzt - sowie notfalls die Machete, es sei denn etwas anderes ist gefordert.
Doch es gibt da noch ein weiteres Dilemma: die Grafik basiert auf der in Half Life 2 verwendeten Sourceengine, was man auch an diversen Geräuschen (Schuss in Holz oder Schlag auf Metall) gut identifizieren kann. Die ist eigentlich schick, hier aber weniger schön: zumal die Animationen so ultrakünstlich wie noch in Teil 2 sind. Die Charaktere sind steif - und haben kaum Charakteristik. Alles ist holprig zusammengesetzt und ruckelt auch unglaublicherweise stark - selbst bei Highendrechnern.
Tweaks oder der neue Performancepatch schafft dann Abhilfe.
Aber auch Levelsbugs - dass es beispielsweise nicht weiter geht, da ein Script nicht ausgeführt wird oder das Spiel kommentarlos abschmiert sind eine Frechheit.

Ab und zu gibt's noch fahrbare Untersätze (wie im Film Kaufhauscop so ein sogenanntes "Segway"), die sich erstens aber behäbig steuern lassen und man natürlich gleich im doch weitläufigen Abschnitt 7 davon zu einem ganz bestimmen Ort bringen muss. Hat man eins abgeliefert, muss man möglicherweise mehrere Straßen wieder zurück zum ersehnten Objekt zurücklaufen. Das nervt tierisch und kostet Zeit - immer und immer wieder denselben Dreck durchzuführen ödet furchtbar an, wird aber dauerbetrieben im Spiel.

Leider kann der Dude auch nicht mehr springen, was auch kaum nötig ist. Geklettert wird nirgends - es gibt keine spannenden Scripte, nur Cutscenes, die sie ersetzen und manchmal diffuse labyrinthartige Räumlichkeiten inklusive der unlogisch aufgestellten Gerüste in der City Hall (Paparazzi-Sadomaso-Abschnitt).
Auch das Gut-Böse-System, bei dem kontrolliert wird, ob ihr Scheiße mit Passanten anstellt oder nicht, schafft so gut wie keine Auswirkung. Auch das nicht, dass ihr zwischen 2 Seiten an einer Stellen wählen könnt - ob Extremisten oder Bullen - bringt lediglich andere öde unzusammenhängende Missionen.



Sonstiges:
  • automatisches Heilungssystem, wobei der Dude sich so langsam heilt, dass es überflüssig ist
  • die Levels sind meist zu groß und inhaltlich leer - hier und da vollgestopfte vermeintlich lustige Poster halten nur auf und sind kaum Lacher wert
  • der Dude hat einen neuern Sprecher, den man kaum bemerkt = macht seine Arbeit gut
  • Game kann selbst den Fans kaum ans Herz gelegt werden



Fazit:
Montag bis Freitag waren noch tolle Tage in Postal 2 (Hauptprogramm), das Wochenende war dann schon ein Anzeichen von Schwäche (Postal 2 Addon) und jetzt vermiest mir die Zukunft endgültig den Spaß. Postal 3 ist absolute Baustelle auf dem PC, ultrahässlich, animationsantik und furchtbar anödend. So erregt man auch Aufsehen - aber leider das letzte Mal.

1 Kommentar:

  1. ..das Ding is komplett an mir vorbeigegangen :-/ aber was du so schreibst wird es dabei wohl auch bleiben ^^

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